Belize

flaggeklZwei Wochen Urlaub. Am Stück! Wow. Wie lange hatten wir das nicht mehr? Tja, eines der Dinge die hier halt mal total ungewöhnlich sind. Mal hier ein Tag, mal da ein Tag. Eine durchgehende Woche ist schon mehr als selten. Es hat mich auch ein paar Nerven gekostet, dies samt ein paar unbezahlten Tagen Urlaub durchzusetzen. (Für die, die es nicht wissen, ich hab nur 3 Wochen bezahlten Urlaub...ja, jetzt hab ich Mitleid verdient). Ich war nicht mehr weit davon entfernt, ein paar Leuten unschöne Namen an den Kopf zu werfen. Aber das ist ja bis nächstes Jahr erst mal vorbei.

Ankunft in Belize City. So Karibik, hier sind wir. Die erste Woche verbrachten wir in Belize City. Oder besser gesagt in der Umgebung drumherum. Die Stadt selber hat nicht wirklich etwas zu bieten. Südamerikanischer Stil, aber leider nicht wirklich schön, viele alte, verfallene Häuser, heimelige Stimmung kommt dabei nicht wirklich auf.

Tag 1:

Sonntags sind südamerikanische Städte bekanntlich tot. Eigentlich wie in Deutschland. Schnell hatten wir die wichtigsten „Sehenswürdigkeiten“ abgehakt und gingen dazu über, uns ein Mietauto zu besorgen. Einen coolen Nissan Pickup Truck, der dann auch gleich von Bruno mal näher begutachtet wurde. War übrigens das billigste Auto. Und eines mit dem man auf Schotterpisten fahren durfte. Bei nur 40% asphaltierten Straßen in Belize also unbedingt notwendig. Wink

Tag 2:
Ziplining über Dschungel und Palmen. Mit Karacho geht es von Plattform zu Plattform, sicher verankert bis zu 30m über dem Boden. Ein Mords Spaß. Danach eine gemütliche dreiviertel Stunde durch den Dschungel mit Führer und aufgeblasenem Reifen überm Arm. Wir bekamen die ersten Lektionen was zu tun ist bei Schlangenbissen und Sonnenbrand, wie wir im Dschungel überleben können wenn kein Wasser oder Essen in der Nähe sind und von welchen Bäumen und Büschen man besser die Finger lässt, cavetubklwas gegen Asthma hilft und dass Termiten eine gute Proteinquelle sind und nach Minze schmecken. Sehr schön, noch kann ich ja aber von meinen Fettpolstern zehren.
Im Reifen (ja, der hatte schon seinen Zweck) mit Helm und Stirnlampe bestückt, geht es dann im Fluss durch riesige Höhlen hindurch. Dabei sehen wir Stalagmiten, Stalagtiten, unzählige steinerne Formationen und sogar kleine Wasserfälle. Wunderschön. Kein Wunder, dass die Mayas davon so besessen waren.
Abends, auf der Suche nach einem geöffnetem Restaurant, erfuhren wir dann, dass Montage wie Sonntage sind, ach genau, und Dienstage sind wie Montage. Aha. Und wann gehen die Leute essen?

Tag 3:
Erster Kulturhöhepunkt stellt die Ruine Altun Ha dar. Eine schöne kleine Ansammlung von Tempeln und anderen Bauten, erst 1963 wieder entdeckt und ausgebuddelt. Hübsch.
Im Ecopark, einem eigens für die vielen Kreuzfahrttouristen (uuahhh...) angelegten Park mit Pool und verschiedenen Attraktionen, entspannen wir uns danach erst mal ein bisschen butzallein am Pool, bevor es dann mit dem Kajak durch den Dschungel geht. Ein paar Fledermäuse, Papageien, Leguane und allerlei anderes Krabbelzeug kreuzt dabei unseren Weg. Leider bekommen wir keine Jaguare zu Gesicht...

Tag 4:
Horsebackriding im Dschungel. Nach meinem ersten geglückten Versuch im Sommer in Michigan, wollte ich es unbedingt nochmal probieren. Wir machen uns auf den Weg. Schon bald erreichen wir die Abzweigung, an der die Schotterpiste losgeht (was unser Lonely Planet Führer im übrigen nicht für nötig gehalten hat uns mitzuteilen...). Hm, es sind ja nur noch 9 Meilen. Tja, diese 9 Meilen werden knapp eineinhalb Stunden lang. Schotter, Schlaglöcher, spitze Steine. Oh my god. Was habe ich uns da nur eingebrockt. Ich seh uns schon mit Achsbruch und 4 platten Reifen bei gefühlten 40°C im Schatten verhungern und verdursten. Hm, welches war noch mal der Baum der als Wasserspender dient? Doch immer wieder kommen uns Autos entgegen. Die fahren irgendwie schneller. (Fährt Bruno etwa falsch Auto?) Irgendwo gibt es also noch Leben. Und irgendwann erreichen wir auch Josés Haus. Mitten im nirgendwo. Die Pferde werden gesattelt, José krallt sich noch seine Machete (was hat der bloß vor?) und auf geht's! Es folgen weitere Lektionen über verschiedene Aspekte der Maya Kultur und dass man Palmenblätter bei Vollmond ernten muss, damit das Dach länger dicht bleibt. Auch, dass José sein Asthma (hatten wir doch schon mal) mit einer hier wachsenden Pflanze kuriert hat. Nur dreimal Tee davon getrunken und weg war's. Ich denke darüber nach, mal meine Verwandtschaft hierher zu schicken... Hinauf geht es auf einen Berg. Huch, ich muss mich ganz schön festhalten. Bitte liebes altes Pferd, jetzt nicht stolpern. Oben angekommen, zeigt José auf ein Loch und fragt, ob wir da hineingehen wollen. Mhm, ein Loch. Ok, why not?! Unten eröffnet sich die volle Pracht einer riesigen Höhle mit noch riesigeren Tropfsteinformationen. Wie in Mexiko in den Cenotes, nur ohne Wasser. Ich muss mich anstrengen meinen Mund wieder zuzubekommen. Die Autofahrt hat sich gelohnt...wenn nur der Heimweg nicht wäre...

Tag 5:
lamanaiklLamanai. Eine andere Maya Ruine. Wir hätten mit dem Auto dorthin fahren können, über Schotterpiste versteht sich, doch auch wenn unser Pickup sich bis jetzt prächtig geschlagen hat, davon haben wir erstmal genug. Also geht es mit dem Boot ca. 45min den Fluss hinunter zur abgelegensten Maya Stätte in Belize. Wieder einmal sehr beeindruckend, was dieses Volk so gebaut hat. Hoch geht es auf eine der pyramidenähnlichen Bauten und ein recht imposanter Blick eröffnet sich uns über den belizianischen Dschungel. Nur grün weit und breit. Und ein bisschen Fluss. Nichts anderes.

Tag 6:
Morgens bilden wir uns im Museum ein bisschen über die Geschichte von Belize weiter. Wie die Spanier kamen, dann die Engländer, dass gaaanz viel Mahagoni exportiert wurde und „Britisch Honduras“ 1971 schließlich unabhängig wurde. Daher auch der kulturelle Mix in diesem Land. Mayas, Spanier, Engländer, Afrikaner und alle Mischungen daraus. (Ich hoffe das klingt jetzt net politisch unkorrekt...). Sehr interessant. Nachmittags zurück im Ecopark besuchen wir noch eine kleine Butterfly Farm und hören noch mehr über Pflanzen, Kautschuk Produktion und giftige Schlangen.

Mehr Eindrücke von der ersten Woche gibt’s hier...

Tag 7 bis 14:
Tja, hier gibt es nicht sooo viel zu berichten. 7 Tage tauchen, essen, schlafen. Fantastisch. Ich weiß nicht bootklwer Liveaboards erfunden hat, aber so viel steht fest: es gibt (fast) nix schöneres, als morgens mitten im Meer aufzuwachen und genau zu wissen, dass der Tag nur aus den eben erwähnten drei Dingen besteht. Es wird echt Zeit, dass mein Papa endlich mal im Lotto gewinnt und ich von Beruf Tochter sein kann!

Seht selbst....

Samstagmorgen...

...oder wie ich beinahe von einer Zeitung erschlagen wurde.

Sonnenschein, blauer Himmel, erster Raureif auf den Gräsern. Zeit für ein bisschen frische Luft, die unter der Woche üblicherweise etwas knapp ausfällt. Ich packe mich warm ein und tuckere mit gemütlichem Laufschritt los. Der Herbst, oder was ich so als Herbst bezeichne, war dieses Jahr extrem kurz. Innerhalb einer Woche haben sich alle Bäume herrlich verfärbt, doch schon zwei Wochen später war es vorbei mit der bunten Pracht. Alles weg. Dafür laufen Laubbläser und deren Herrchen jetzt zur Höchstform auf. Es soll ja alles schön und adrett aussehen. Meine Gedanken schweifen ab zum wöchentlichen Rasenmähen. Die machen das hier nicht wirklich aus Jux und Dollerei. Nein, nein. Wenn das Gras zu hoch ist läuft man in Gefahr ein Ticket zu kassieren. Kein Scherz! Ein Glück dass ich nicht dafür zuständig bin, ich würde das Unkraut erst stutzen wenn es sich Richtung Dschungel entwickelt. Die würden mir mein Visa entziehen vor lauter Strafzettel.
„Two miles in 21min 18sec“ flüstert mir die Tante von Endomondo ins Ohr. Hm, ich war auch schon mal schneller. Egal, weiter geht’s. Vorbei an, genau der Saison entsprechend, kunstvoll dekorierten Häusern. Halloween ist nicht mehr fern. Auch wenn viele (daheimgebliebene) jetzt wieder mit „den amerikanischen Schmarrn braucht kein Mensch“ daherkommen. Ich find´s toll. Jedes Jahr mehr. Riesengroße Spinnweben und dazu passende Plüschtierchen, beleuchtete Grabsteine und aus dem Boden herausragende Knochen, Geister, Zombies, Monster....uuuhhhhh....Sobald ich eine Lösung für das „Spannungsproblem“ gefunden habe, geh ich einkaufen und bringen einen Container mit nach Deutschland.

Ein anderes Highlight, was übrigens auch zu Halloween gehört, ist Pumpkin-Carving. Heute morgen hatten wir erst wieder eine Diskussion darüber. Ich habe als Kind schon „Rübengeister“ gemacht, doch manche Leute, die südlich von Schuri wohnen, kennen das irgendwie net. Sehr seltsam. Kann das denn sein? Surprised

Bruno_costume-klAch genau, schon mal Pumpkins Unterwasser geschnitzt? Nicht? Dann wird es Zeit.pumkins-kl So gemacht von Bruno und mir und noch ein paar anderen Verrückten vom Tauchclub vor zwei Wochen im Haigh Quarry beim „Underwater Pumpkin Carving and Costume Contest“. 15 Taucher auf einer Plattform, 6m unter Wasser, alle bestückt mit Messern und Löffeln und hochkonzentriert damit beschäftigt, dem Kürbis ein möglichst furchterregendes Gesicht zu geben. Bruno hat übrigens den 2. Platz gemacht, ich den 4. Nicht schlecht für den ersten Versuch! Photos unterhalb der Wasseroberfläche gibt’s leider net, da, wie ihr euch sicher vorstellen könnt, die Sicht unter Wasser nicht gerade berauschend war. Ich sag nur Kürbisflimsel...

Quaaaaak, quaaaaaak....oh nein, Gääääänse. Sind die immer noch da. Den ganzen Sommer war es ruhig, seit Oktober sammeln sich die Viecher wieder in Scharen. Aber wieso hier? Können die sich net woanders treffen. Ich hab prinzipiell zwei Probleme, äähhh, Issues mit den Viechern. Sie verkacken alles und machen einen mords Lärm. Auch und vor allem nachts. Wenn ich schlafen will. Es ist kein Spaß, echt nicht. Und die stehen auch noch unter Naturschutz oder so. Denn mit Gänsebraten is auch nix! Kein abknallen, aufspießen oder umfahren. A propos umfahren. Gerade watschelt wieder eine Gang über die Straße und hält den ganzen Verkehr auf. Komplett. Und alle Autofahrer warten. Geduldig. 5 min lang. Oder länger. Also ich würde die zumindest mal anschubsen. Das sollte doch erlaubt sein. Würde die auch nicht mit Karacho umfahren, aber deutlich machen wem die Straße gehört. Heute jedoch sind mein Endorphine schon ausgeschüttet und ich tuckere total relaxt mit gemütlichen 6 miles/h an den stehenden Autos vorbei. Ätschi!

Gerade habe ich das Gänsetrauma einigermaßen verarbeitet, als ich den Schreck des Tages kriege. Wumm...keine 30cm von meinem Gesicht entfernt düst eine Zeitung an mir vorbei in den links von mir liegenden Hof. Dann aus dem offenen Fenster eines alten, weißen Buicks ein „öööhh, excuse me...“ Ja, danke auch. Also das mit den kleinen Kindern, die auf Fahrrädern die Zeitung mit Schwung in den Hof pfeffern ist wohl auch keine amerikanische Realität. Ich beobachten den Zeitungsauswerfer noch ein wenig. Fährt gemütlich die Straße entlang und ab und zu kommt mal in hohem Bogen eine Zeitung aus dem Fenster. Immer schön in die Mitte des Hofes platziert. Sehr effektiv. Bin ich von meiner Firma nicht so gewöhnt. Aber das ist eine andere Geschichte. By the way, die Zeitungen sind in Plastiktüten gepackt. Falls es mal regnet.

So, 6,34 Meilen später bin ich wieder daheim, ohne Beule am Kopf, ohne weitere Aufreger. Bis zum nächsten Mal.

Chicago Air and Water Show

Bei bestem Sommerwetter konnten wir eine der größten Airshows der USA in Chicago an und über dem Lake Michigan genießen...wow!