...oder wie ich beinahe von einer Zeitung erschlagen wurde.
Sonnenschein, blauer Himmel, erster Raureif auf den Gräsern. Zeit für ein bisschen frische Luft, die unter der Woche üblicherweise etwas knapp ausfällt. Ich packe mich warm ein und tuckere mit gemütlichem Laufschritt los. Der Herbst, oder was ich so als Herbst bezeichne, war dieses Jahr extrem kurz. Innerhalb einer Woche haben sich alle Bäume herrlich verfärbt, doch schon zwei Wochen später war es vorbei mit der bunten Pracht. Alles weg. Dafür laufen Laubbläser und deren Herrchen jetzt zur Höchstform auf. Es soll ja alles schön und adrett aussehen. Meine Gedanken schweifen ab zum wöchentlichen Rasenmähen. Die machen das hier nicht wirklich aus Jux und Dollerei. Nein, nein. Wenn das Gras zu hoch ist läuft man in Gefahr ein Ticket zu kassieren. Kein Scherz! Ein Glück dass ich nicht dafür zuständig bin, ich würde das Unkraut erst stutzen wenn es sich Richtung Dschungel entwickelt. Die würden mir mein Visa entziehen vor lauter Strafzettel.
„Two miles in 21min 18sec“ flüstert mir die Tante von Endomondo ins Ohr. Hm, ich war auch schon mal schneller. Egal, weiter geht’s. Vorbei an, genau der Saison entsprechend, kunstvoll dekorierten Häusern. Halloween ist nicht mehr fern. Auch wenn viele (daheimgebliebene) jetzt wieder mit „den amerikanischen Schmarrn braucht kein Mensch“ daherkommen. Ich find´s toll. Jedes Jahr mehr. Riesengroße Spinnweben und dazu passende Plüschtierchen, beleuchtete Grabsteine und aus dem Boden herausragende Knochen, Geister, Zombies, Monster....uuuhhhhh....Sobald ich eine Lösung für das „Spannungsproblem“ gefunden habe, geh ich einkaufen und bringen einen Container mit nach Deutschland.
Ein anderes Highlight, was übrigens auch zu Halloween gehört, ist Pumpkin-Carving. Heute morgen hatten wir erst wieder eine Diskussion darüber. Ich habe als Kind schon „Rübengeister“ gemacht, doch manche Leute, die südlich von Schuri wohnen, kennen das irgendwie net. Sehr seltsam. Kann das denn sein?
Ach genau, schon mal Pumpkins Unterwasser geschnitzt? Nicht? Dann wird es Zeit. So gemacht von Bruno und mir und noch ein paar anderen Verrückten vom Tauchclub vor zwei Wochen im Haigh Quarry beim „Underwater Pumpkin Carving and Costume Contest“. 15 Taucher auf einer Plattform, 6m unter Wasser, alle bestückt mit Messern und Löffeln und hochkonzentriert damit beschäftigt, dem Kürbis ein möglichst furchterregendes Gesicht zu geben. Bruno hat übrigens den 2. Platz gemacht, ich den 4. Nicht schlecht für den ersten Versuch! Photos unterhalb der Wasseroberfläche gibt’s leider net, da, wie ihr euch sicher vorstellen könnt, die Sicht unter Wasser nicht gerade berauschend war. Ich sag nur Kürbisflimsel...
Quaaaaak, quaaaaaak....oh nein, Gääääänse. Sind die immer noch da. Den ganzen Sommer war es ruhig, seit Oktober sammeln sich die Viecher wieder in Scharen. Aber wieso hier? Können die sich net woanders treffen. Ich hab prinzipiell zwei Probleme, äähhh, Issues mit den Viechern. Sie verkacken alles und machen einen mords Lärm. Auch und vor allem nachts. Wenn ich schlafen will. Es ist kein Spaß, echt nicht. Und die stehen auch noch unter Naturschutz oder so. Denn mit Gänsebraten is auch nix! Kein abknallen, aufspießen oder umfahren. A propos umfahren. Gerade watschelt wieder eine Gang über die Straße und hält den ganzen Verkehr auf. Komplett. Und alle Autofahrer warten. Geduldig. 5 min lang. Oder länger. Also ich würde die zumindest mal anschubsen. Das sollte doch erlaubt sein. Würde die auch nicht mit Karacho umfahren, aber deutlich machen wem die Straße gehört. Heute jedoch sind mein Endorphine schon ausgeschüttet und ich tuckere total relaxt mit gemütlichen 6 miles/h an den stehenden Autos vorbei. Ätschi!
Gerade habe ich das Gänsetrauma einigermaßen verarbeitet, als ich den Schreck des Tages kriege. Wumm...keine 30cm von meinem Gesicht entfernt düst eine Zeitung an mir vorbei in den links von mir liegenden Hof. Dann aus dem offenen Fenster eines alten, weißen Buicks ein „öööhh, excuse me...“ Ja, danke auch. Also das mit den kleinen Kindern, die auf Fahrrädern die Zeitung mit Schwung in den Hof pfeffern ist wohl auch keine amerikanische Realität. Ich beobachten den Zeitungsauswerfer noch ein wenig. Fährt gemütlich die Straße entlang und ab und zu kommt mal in hohem Bogen eine Zeitung aus dem Fenster. Immer schön in die Mitte des Hofes platziert. Sehr effektiv. Bin ich von meiner Firma nicht so gewöhnt. Aber das ist eine andere Geschichte. By the way, die Zeitungen sind in Plastiktüten gepackt. Falls es mal regnet.
So, 6,34 Meilen später bin ich wieder daheim, ohne Beule am Kopf, ohne weitere Aufreger. Bis zum nächsten Mal.