Vor ziemlich genau einem Jahr gingen unsere Umzugsvorbereitungen in die letzte Runde. Unfassbar wie schnell die Zeit verging. Doch so langsam aber sicher nenne ich auch Deutschland wieder mein Zuhause. Es hat eine Weile gedauert, das Heimweh ist (aus verschiedensten Gründen) zum Teil immer noch groß, doch letztlich fühle ich mich hier auch verdammt wohl.
Und selbstverständlich wird einem immer wieder die gleiche Frage gestellt: „Sag mal, wo isses jetzt besser? Deutschland oder USA?“ Die Standardantwort hierzu lautet (wie könnte es anders sein): Es kommt darauf an.
Ja, auf was denn genau? Ich werde mal versuchen, auf diese Frage etwas näher einzugehen, indem ich im ersten Teil die Dinge beschreibe, die mir hier fehlen, und bei denen es mir immer noch etwas schwer fällt, mich wieder an deutsche Begebenheiten zu gewöhnen.
1) Plastikgeld
Fangen wir mit einem meiner Lieblingsthemen an. Die Deutschen, und ich glaub für die Schwaben gilt das ganz besonders, lieben Bargeld. Weil man da weiß, was man ausgibt. Schöner Satz. Verstanden habe ich diesen jedoch noch nie. Entweder ich habe meine Finanzen unter Kontrolle, oder eben halt nicht. Mir geht es auch nicht um den vermehrten Einsatz von Kreditkarten. Ich war noch nie darauf angewiesen, dass das ausgegebene Geld erst Wochen später von meinem Konto abgebucht wird. Entweder ich habe es, oder eben nicht. Aber wenn nicht, geh ich auch nicht einkaufen. So einfach ist das. Ich kann auch mit diesen Kreditangeboten, die ja in den USA überall zu finden sind, und die jetzt langsam aber sicher auch in Deutschland immer mehr aufkommen, absolut nichts anfangen. Einen Kredit nehm ich auf wenn ich ein Haus kauf. Vielleicht noch bei einem Auto. Aber Computer, Fernseher, Kamera oder anderen Schnickschnack kaufe ich dann, wenn ich das Geld dafür habe. Und nicht mit einem Kredit der über zig Monate läuft. Ja, wo kommen wir denn dahin? Aber ich schweife ab. Was ich sagen wollte ist, dass mir hier die z.T. völlige Abwesenheit von elektronischen Zahlungsmöglichkeiten gehörig auf den Keks geht. Da sitze ich in einer netten Brauereiwirtschaft, genieße ein gutes (und nicht gerade billiges) Essen und ein Bierchen und als die Rechnung kommt und ich meine ec (nein, Kreditkarte hab ich mich ja gar nicht getraut) hinlege, muss ich mir ein schnippisches „da drüben ist eine Kreissparkasse, da können Sie Bargeld holen, weil das da (Fingerzeig auf meine ec Karte) akzeptieren wir hier nicht“ anhören. Das gleiche letztens in der Bäckerei. Da kaufe ich für über 50€ Brot ein und muss wieder zur Sparkasse rüber rennen und Bargeld holen, weil „da könnte ja jeder daher kommen und nur ne Brezel mit Karte zahlen“. Und? Dann macht halt nen Mindestumsatz oder so. Ich versteh ja, dass da Gebühren damit verbunden sind (da muss sich von den Banken aus auch noch gehörig was tun in diesem Plastikgeldentwicklungsland…), aber es gehört für mich zum Service dazu, dass bargeldloses Bezahlen, und wenn es „nur“ mit ec ist, ermöglicht wird. Diese Karten wurden schließlich extra für Leute wie mich erfunden. Für Leute, die Bargeld hassen und die nicht dauernd eine Bank suchen wollen, um den leeren Geldbeutel wieder mit Scheinchen aufzufüllen. Für Leute, die eine einfache Möglichkeit haben wollen, einkaufen zu gehen, ohne sich ständig Gedanken darüber zu machen, ob das Bargeld noch reicht und wo der nächste Bankautomat sein könnte. Aldi hat es ja vor 6 Jahren oder so auch endlich mal kapiert und Kartenzahlung eingeführt. Dann müsste ich auch nicht mehr ständig Bruno nach Bargeld anbetteln…
2) Tanken
Nein, ich will jetzt nicht über die hohen Spritpreise lästern, die sich ja zwar in den letzten Wochen und Monaten ein bisschen abwärts bewegt haben, die aber in der Relation zu den USA immer noch astronomisch sind. Mir geht es um die Tatsache, dass zu Zeiten der unmenschlich hohen Spritpreise viele Tankstellenbesitzer über Benzinklau geklagt haben. Gut, wenn ihr eure Überwachungskameras nicht anhabt, ist das eine Sache. Eine ganz andere, praktikable Lösung, die in Deutschland aber nicht zu existieren scheint, wäre die Zapfsäulen mit Kartenzahlung auszustatten. Womit wir wieder beim Thema wären! Hi hi. Karte rein, bezahlen, dann Tanken. An der Zapfsäule versteht sich! Nicht drin im Kabuff! Der Benzinklau hätte ein Ende und ich müsste nicht mehr drinnen ewig in der Schlange warten, um mein Benzin zu bezahlen, nur weil ein paar Leute vor mir noch einen halben Großeinkauf erledigen müssen. Und kommt mir jetzt bloß nicht wieder mit dem Argument, dass die Tankstellenbesitzer nur so Geld verdienen. Wenn ich zusätzlich zum Benzäng noch einen Kaugummi will, dann geh ich rein und kauf einen. Und wenn nicht, dann nicht. Diese Strategie einen nur lange genug an der Kasse warten zu lassen und mit Süßigkeiten und Zigaretten zu verführen funktioniert bei mir nicht und nervt mich nur an.
3) Service
Servicewüste Deutschland. Diese zwei Worte bekommen eine neue Dimension, wenn man die letzten Jahre in den USA verbracht hat.
Wenn ich in den USA in einen Laden gehe (völlig egal ob Supermarkt, Baumarkt oder Elektronikgeschäft), findet man in der Regel problemlos einen Mitarbeiter. Wenn man ein bestimmtes Produkt sucht, wird man entweder direkt ans Regal geführt, oder zu einem anderen Mitarbeiter, der Bescheid weiß. Internetanfragen werden meistens innerhalb von 24h beantwortet. Wenn man eine Service Hotline anrufen will (oder live Chat Service), ist diese 24h, 7 Tage die Woche besetzt und Wartezeiten sind akzeptabel. Man bekommt nicht immer eine Lösung, doch man wird immerhin jederzeit höflich behandelt.
Jetzt hingegen heißt es, sich wieder der harten deutschen Realität zu stellen: Stundenlange Warteschleifen am Telefon, nur um dann, falls man das Glück hat, doch mal durchzukommen, z.T. auch noch in unverschämtem Ton abgefertigt zu werden. Serviceanfragen über das Internet werden gar nicht erst beantwortet. Es ist keine Seltenheit, dass man im Restaurant 15min warten muss, bis man überhaupt bedient wird und nochmal 30min, bis man die Rechnung bekommt (die man dann nicht mit Karte bezahlen kann). Wenn man in Baumärkten oder Möbeleinrichtungshäusern etwas sucht, lautet die Antwort in 98% der Fälle, vorausgesetzt man findet überhaupt einen Mitarbeiter, dafür bin ich nicht zuständig, bitte fragen Sie meinen Kollegen. Ja, welchen denn? Es hat ja schon eine Stunde gedauert, bis ich überhaupt jemanden gefunden habe! Wenn man dann doch einen findet, bekommt man oft den Eindruck vermittelt lästig zu sein. Oh nein, Kundschaft!
Ein paar Mal musste ich mir schon anhören, dass die Freundlichkeit in den USA ja nur oberflächlich sei. Ja, ist sie. Und? Was ist das Problem dabei? Ich will ja keine Beziehung mit dem Verkäufer. Ich möchte als Kunde einfach nur freundlich und zuvorkommend behandelt werden. Ist das zu viel verlangt?
Zum Glück gibt es schon die einen oder anderen positiven Ausnahmen. Diese fallen dann allerdings richtig auf (man freut sich kurzzeitig wie ein Schneekönig) und sind leider alles andere als Alltag.
4) Sonntag einkaufen
Ein heikles, sehr heikles Thema. Ich erinnere mich gut an Zeiten, an denen man am Samstag nur bis 13 Uhr einkaufen konnte. Irgendwann gab es dann eine Lockerung, und es wurde 16 Uhr daraus. Schließlich Jahre später 18 Uhr.
Auf der einen Seite verstehe ich alle Argumente, die dagegen sprechen, am Sonntag auch noch alle Läden zu öffnen. Auf der anderen Seite habe ich es die letzten Jahre so genossen, dass nicht alles auf einen einzigen Tag am Wochenende konzentriert war. Ein Teil wurde am Samstag erledigt, der andere Teil am Sonntag. Je nach Bedarf. Je nach Zeit und Laune.
Die Alltagssituation hier ist jetzt nicht viel anders. Im Normalfall reicht die Zeit unter der Woche abends nur aus, um schnell ein paar Lebensmittel einzukaufen. Falls man sich, z.B. wegen guten Wetters, dazu entschließen sollte, am Samstag freizeittechnisch etwas zu unternehmen, hat man verloren, wenn man nicht schon am Freitag seine Wochenendeinkäufe erledigt hat. Das gleiche gilt, wenn man sonntags aus dem Urlaub kommt. Der Kühlschrank ist leer und hat keine Chance aufgefüllt zu werden. Schade, und manchmal nervig.
Wegen mir könnte man gerne den Montag, oder einen anderen Tag unter der Woche zu machen, wenn ich dafür sonntags Zeit bekäme, meine Konsumlust auszuleben.
5) Burger…
…und Sandwiches. Ich rede jetzt weder vom goldenen M, noch vom roten B, grünen S oder rotem K. Leider haben wir in Deutschland die Tendenz, nur die miserabelsten Fast Food Ketten zu importieren. Es gäbe wirklich gute, wo man auch geschmacklich einwandfrei und nicht allzu ungesund (schnell) essen kann. Tja, diese Zeiten sind nun vorbei. Nicht, dass ich wirklich viel von dem Zeug brauche, aber manchmal überkommt einen der Heißhunger, oder man hat einfach keine Lust zu kochen und möchte fix etwas essen. Und dann wird es hier, vor allem auf dem Land, extrem schwierig. Besonders, wenn einen der Heißhunger Sonntagnachmittag um drei überkommt, der Kühlschrank leer ist und alle Läden zu haben…
Vor kurzem musste ich sogar daheim selber Cheeseburger brutzeln, da ich es nicht mehr ausgehalten habe. Ich konnte leider kein Beweisfoto von meinen 1A Burgern machen, da der Hunger schneller war.
6) Shopping
Ach ja, was wäre dieser Blog ohne ein Liebeslied auf amerikanische Supermärkte und Malls. Fangen wir mit den Supermärkten an. Etwas in der Größe amerikanischer Supermärkte sucht man hier auf dem Land vergeblich. Ich möchte nicht zu viel meckern, die Auswahl ist nicht schlecht, trotzdem sind einige Dinge, die drüben zum Standardrepertoire gehören, hier zum Teil überhaupt nicht, bis nur extrem teuer zu bekommen. Auch schade, dass es in Deutschland keine Mexikaner gibt. Ich vermisse die Regale voller mexikanischer Lebensmittel. Ich musste schon anfangen Tortillas selber zu machen, da Wraps mittlerweile zu einem festen Bestandteil unserer Essgewohnheiten geworden sind.
Kommen wir zu den Malls. Ja, ich gebe zu, mir gefällt es, auf den großen und vor allem kostenlosen Parkplatz einer Mall zu fahren und alle Läden gebündelt auf einem Haufen zu haben. Zwei Stunden später bin ich dann wieder weg und hab im Normalfall einen recht ansehnlichen Haufen an neuen Klamotten für faires Geld. Womit wir bei den Klamottenpreisen wären. Ich habe noch nie ganz verstanden, warum z.B. eine nicht näher definierte Markenjeans in einer amerikanischen Mall $30 kostet, manchmal bekommt man sogar zwei für $40, und wir hier für das exakt selbe Medium knapp 100€ bezahlen müssen. Beide werden zur vermutlich gleichen Zeit in China gefertigt…
Shopping generell macht hier einfach nicht mehr so viel Spass. Zu unpraktischen Zeiten muss man in überfüllten Innenstädten überteuerte Parkplätze suchen, mit bedeutend weniger Auswahl auskommen und dann noch deutlich mehr Geld für dasselbe Stöffchen bezahlen. Aber gut für Bruno, so muss er nicht noch mehr Platz im Kleiderschrank für mich zur Verfügung stellen.
Bei elektronischem Schnickschnack, und ich glaube ich habe das schon erwähnt, sieht es ein bisschen anders aus. Ja, auch hier liegen die Preise zum Teil deutlich unter den deutschen (auch sehr abhängig vom aktuellen $-Kurs). Ein kleiner, aber alles entscheidender Unterschied sind hier jedoch die Garantie/Gewährleistungsregelungen. Will man, so wie hier, 2 Jahre Garantie anstatt nur ein paar Wochen/Monate, ist man mehr oder weniger beim gleichen Preis.
7) Lebenseinstellung
Wenn man lange genug in einem Land lebt, und die meisten von uns tun das ja, bevorzugt in dem Land, in dem sie geboren und aufgewachsen sind, dann bekommt man einen gewissen Tunnelblick. Gleiches Phänomen, wenn einer nur lange genug in der gleichen Firma arbeitet, ohne jemals was anderes gesehen zu haben. Verstärkt wird dieser Faktor, wenn man das eigene Land noch nie lange genug verlassen hat (und zwei Wochen Malle gehören nicht dazu), um einen anderen Blickwinkel zu bekommen. Man tendiert dann gerne dazu, das vermeintlich Negative noch zu verstärken und eine alles-ist-schlecht Einstellung zu verbreiten. Und wir Deutschen sind bekanntlich Weltmeister im Jammern. Und leider, leider ist dies so wahr. Manche Leute würde ich einfach gerne mal packen, schütteln und anschreien, wie gut sie es hier eigentlich haben. Es ist bestimmt nicht alles perfekt hier, aber wir haben ein (einigermaßen) funktionierendes Sozialsystem, Krankenversicherung für alle, bezahlte Überstunden und Urlaub. So selbstverständlich ist dies alles nicht!
Ich vermisse die Freundlichkeit und vor allem die positive Lebenseinstellung der Amis. Da wird auch geschimpft, und das manchmal nicht zu knapp. Und trotzdem wird überwiegend immer noch eine zuversichtliche Stimmung verbreitet, so nach dem Motto das wird schon wieder.
In den USA setzt man sich in den Zug und es dauert keine 5min bis man ein Gespräch aufgedrückt bekommt. Man geht joggen oder fährt Fahrrad und es erschallt regelmäßig ein Hello. Man kuckt verstört und man wird gefragt ob man Hilfe braucht. Egal wo, man wird immer freundlich und mit einem Lächeln begrüßt. Davon könnten wir uns mal eine Scheibe abschneiden!
Vor kurzem sagte ich noch, dass ich Angst davor haben, mal einen Unfall zu haben, weil hier keiner anhalten würde um zu helfen. Alle meinten, das sei doch etwas übertrieben. Tja, nur ein paar Tage später kam groß in den Medien, dass bei einem schweren Auffahrunfall auf der Autobahn die Leute nix besseres zu tun hatten, als einfach vorbeizufahren und Fotoschnappschüsse zu machen, anstatt erste Hilfe zu leisten.
Wenn ich hier joggen gehe und den Leuten ein Hallo an den Kopf werfe, kommt in 90% der Fälle kein Hallo zurück. Manche Leute kucken sogar gezielt auf die andere Seite. Im Zug oder Bus werden benachbarte Plätze mit dem Rucksack oder der Handtasche reserviert, damit auch ja keiner auf die Idee kommt, sich zu einem zu setzen. Fremde Leute einfach so ansprechen gilt fast schon als Verbrechen. Uahh, ein bisschen mehr Offenheit würde uns wirklich nicht schaden. Und mehr Lächeln auch nicht!
8) Netflix und Co.
Streaming Dienste kommen zwar so langsam aber sicher auf in Deutschland, seit neuestem haben wir auch Netflix, doch sind die Angebote und Inhalte immer noch recht begrenzt. Vor allem weil man sich bei ungefähr 5 oder so registrieren müsste, und dann immer noch nicht annähernd die Auswahl hat, die man bei Netflix in den USA genießt. Schade, aber vielleicht kommen wir noch irgendwann dahin. Manche Leute wissen es nur noch nicht, aber Streaming ist die Zukunft, Fernsehen mit (ätzend langweiliger und unlustiger) Werbung die Vergangenheit.
9) Wetter
Was ich am Chicago Wetter sehr zu schätzen gelernt habe, war die Beständigkeit. Im Sommer war es schön und warm und im Winter schön und kalt. Konstant, simpel und planbar. Ja, es gab natürlich hier und da mal Regentage, aber keinesfalls wochenlanges nasskaltes Wetter mitten im Sommer. Ich glaube, genau dieser Dauerregen hat letztes Jahr im Juli und August nicht unerheblich zu meiner schlechten Laune beigetragen.
Es war einfach schön, dass egal an welchem Wochenende man sich eine Freizeitaktivität vorgenommen hatte, einem das Wetter in 98% der Fälle keinen Strich durch die Rechnung gemacht hat.
Tja, und hier macht das Wetter hingegen sehr oft was es will. Schweinekalt und Regen im Hochsommer, frühlingshaft warm mitten im Winter. Um es mit den Worten einer Radiomoderatorin auszudrücken: manche Monate haben Identitätsstörungen und glauben sie hießen April.
Man weiß halt nie genau welcher Monat sich von seiner besten Seite zeigen wird, denn in einem Jahr ist es im Mai schönes Wetter, im nächsten Jahr zeigt sich der Juli von seiner freundlichen Seite und wieder im nächsten Jahr kommt man im Februar auf seine Skifahrerkosten, anstatt wie das Jahr zuvor im Dezember. Das soll jetzt nicht heißen, dass wir nie Schönwetterperioden haben, im Gegenteil. Man weiß halt nie so genau, wann diese sind und wie lange sie anhalten. Naja, dafür haben wir im Vergleich zum Mittleren Westen eindeutig die schönere und vielfältigere Landschaft. Aber dazu nächstes Mal mehr!
10) Lifestyle
Es versteht sich von selbst, dass ich unsere Freunde, und die Aktivitäten, die sich daraus ergaben, ziemlich vermisse. Aber diese Thematik habe ich schon einmal beschrieben.
Das andere, das mir hier ein bisschen fehlt, ist der Lebensstil den wir drüben hatten. Es war alles recht übersichtlich. Wir hatten nur uns und ein paar Freunde. Das war’s.
Was zuvor auch nicht so ausgeprägt war, und was Bruno und ich drüben begonnen haben, waren viele gemeinsame Wochenendaktivitäten. Fahrradfahren, Tauchen, Inlineskating, Sightseeing, Natur... Einfach mal raus aus dem Alltag, weg und Batterien wieder aufladen. Oft haben wir uns gefragt, warum wir das nicht schon vorher gemacht haben. Deshalb gab es auch einen großen Vorsatz, dies hier ein bisschen fortzuführen. Und soweit ich es beurteilen kann, kommen wir diesem Plan bis jetzt auch ganz gut nach.
Dann kommt selbstverständlich auch wieder der Alltagstrott, der nun mal zu einem großen Teil aus Arbeit besteht. Zusätzlich hat man wieder die „alten“ Verpflichtungen Familie und Freunden gegenüber. Verpflichtungen, die in dieser Form die letzten Jahre so nicht da waren.
Es hat absolut nichts damit zu tun, dass es nicht wieder schön ist hier zu sein, dass es nicht schön ist wieder näher an Familie und Freunden zu wohnen. Doch ich denke auch Bruno kann bestätigen, dass das Leben in den USA (bis auf die Ausnahme, die sich Arbeitswelt nennt) für uns beide recht angenehm und sehr oft auch simpel und sehr bequem war, da wir nur uns gegenüber Rechenschaft ablegen mussten, und nur uns gegenüber eine gewisse Verantwortung hatten. Es ist diese Einfachheit, die ich manchmal vermisse.
Wir sind nun ein dreiviertel Jahr in der Wohnung, und noch immer haben wir es nicht geschafft alle einzuladen. Noch immer fehlen Leute auf der Wiedersehens- und Einladungsliste. Man bekommt ein schlechtes Gewissen, schließlich will man niemanden vor den Kopf stoßen. Ich kann nur sagen: Tschuldigung! Kommt alles noch!
So, jetzt aber genug geplaudert! Das nächste Mal dann zu den Dingen, die ich an Deutschland sehr schätze, die ich in den USA immer vermisst habe und deren Abwesenheit oder Anderssein mich das eine oder andere Mal an den Rand der Verzweiflung gebracht hat.