Urlaub und Arbeitsbedingungen

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Uhhh, wie lange ist es her seit dem letzten Blog. Eine ganze Weile. Kommen wir dieses Mal zu einem etwas heiklerem und schwierigerem Thema. Wieviel Urlaub haben die Amerikaner so im Durchschnitt?

 Zunächst muss ich ein bisschen auf die Unterschiede, was den ‚Status‘ der Angestellten anbelangt eingehen. Man ist entweder als ‚temp‘, ‚hourly‘ oder als ‚salaried‘ Employee eingestellt.


‚Temps‘ sind, wie der Name schon sagt, von einer Leiharbeitsfirma. Sie werden auf Stundenbasis bezahlt, haben üblicherweise null Tage Urlaub, keine (bezahlbare) Krankenversicherung, keine betriebliche Altersvorsorge. Mein halbes Team besteht aus Temps. Nach einer gewissen Anzahl von abgeleisteten Arbeitsstunden, meistens so zwischen 1800 – 2000, haben sie das Recht auf 2-5 Tage bezahlten Urlaub und eventuell 5-6 bezahlte Feiertage. Werden sie krank, springt keine Firma und keine Versicherung für die verlorene Arbeitszeit oder Kosten beim Arzt ein. Ich bezeichne diese Art der Anstellung als ‚modern slavery‘. Ich weiss, politisch total nicht korrekt, doch mir fällt beim besten Willen nichts besseres ein.

‚Hourly employees‘ werden ebenso stundenweise bezahlt auf Basis einer 40h Woche. Überstunden (wenn erlaubt) werden mit dem 1.5 fachen Stundensatz abgegolten und ausbezahlt, Zeitkonten wie bei uns gibt es nicht. Der große Unterschied zu den Temps ist, dass sie von der Firma angestellt sind, sprich, sie haben Zugang zu Krankenversicherung, betriebliche Altersvorsorge, Anspruch auf Urlaub und Feiertage. Krankheitstage gehen üblicherweise erst vom Urlaub ab (viel krank = kein Urlaub mehr) und dann später als sogenannter ‚medical leave‘, welcher dann teilweise von der Krankenkasse (wenn versichert) übernommen wird. Ähnlich wie bei uns.

‚Salaried employee‘ ist wohl noch der beste Status im System. Man bekommt ein festes Gehalt, vertraglich sind eine 40h Arbeitswoche festgelegt, die jedoch üblicherweise leicht in 50h oder mehr ausartet. Es wird sozusagen von einem ‚erwartet‘, dass man mehr als die 40h arbeitet. Gestempelt wird nicht. Überstunden werden nicht ausbezahlt und auch nicht als Freizeitausgleich angeboten. Man hat Zugang zu Krankenversicherung, betriebliche Altersvorsorge und wenn man krank wird, werden normalerweise keine Urlaubstage abgezogen und man wird regulär weiterbezahlt.

Urlaubstage sind gestaffelt nach Firmenangehörigkeit in Jahren, hier sieht das folgendermassen aus, an eurer Stelle würde ich mich setzen:

Jahr 1-4

2 Wochen

Jahr 5-14

3 Wochen

Jahr 15-24

4 Wochen

Jahr 25-34

5 Wochen

ab Jahr 35

6 Wochen

Was ich so von meinen Kollegen mitbekommen habe, liegt meine Firma so ziemlich genau im Durchschnitt was amerikanische Unternehmen ihren Angestellten so bieten.

Es kann aber auch sehr wohl sein, dass ein ‚hourly‘ Angestellter mit 0 Tagen Urlaub einsteigt. Keine Seltenheit. So war es bei uns, bevor wir von einer anderen Firma übernommen wurden. 1 Jahr lang kein Tag Urlaub, ab dem zweiten Jahr dann 1 Woche. ‚Salaried‘ steigen üblicherweise mit 2 Wochen Urlaub ein, manchmal direkt mit 3. Meistens gilt, je ‚höher‘ im Rang, desto mehr Urlaub.
Dann gibt es natürlich die üblichen Unterschiede. Firmen, die auch einem ‚Salaried‘ Urlaubstage abziehen bei Krankheit. Firmen, die ein bisschen flexibler sind was Urlaubstage betrifft und sogar so eine Art Gleitzeit haben. Firmen in denen man 10 Feiertage hat, oder vielleicht nur 6.

Vor kurzem machte wieder ein Artikel in deutschen Zeitungen die Runde, in dem heiss diskutiert wurde, ob wir Deutsche zu viel Urlaub haben. Ich glaub, so eine Umfrage wird jedes Jahr mindestens einmal gestartet. Ich weiss nicht mehr ganz genau, was die Bilanz war, aber die Mehrheit fand, dass wir mit Urlaubstagen ganz ok dastehen. Nicht zuviel, nicht zuwenig. Ich würde mich dieser Mehrheit anschliessen, vor allem nachdem was ich in den letzten dreieinhalb Jahren hier so erlebt habe. Ich arbeite gerne und viel, aber ich spüre auch gerade wie es hier an die Substanz geht, da man nicht genügend Ausgleich bekommt, um seine Batterien wieder ordentlich aufzuladen.

Meine persönliche Meinung zur Situation hier in 2 Worten: It sucks.

Meine persönliche Meinung zur Situation in Deutschland in 2 Worten: Stop whining.

Die nächste Zeit werde ich versuchen mich ein bisschen schlau zu machen über das Thema Krankenversicherung. Das ist absolut höchst kompliziert und den rechten Durchblick konnte mir noch keiner verschaffen, vor allem seit es Obamacare gibt. Das einzige das ich weiss, ist, dass die USA das teuereste und gleichzeitig ineffektivste System der Welt hat. Auf den ersten Blick scheint es günstig zu sein, auf den zweiten wiederum total überteuert mit horrenden Eigenbeteiligungen.

Glücklicherweise bin ich über Bruno immer noch mit einer guten, deutschen Krankenversicherung ausgestattet, und muss mir um Bezahlung im Fall der Fälle keine Sorgen zu machen.