Ja, wie ist das eigentlich so mit den Feiertagen hier? Die Antwort: anders als in Deutschland. Ist es besser? Schlechter? Alles in allem würde ich sagen, sogar ein bisschen besser.
In Deutschland wird ja bekanntlich viel gejammert, dass wir zu viele Feiertage hätten, und dies der Wirtschaft und der Produktivität schade. Wer sich darüber beklagt, ist auch klar. Denn welcher normale, arbeitende Mensch würde sich schon über Feiertage beschweren? Genau, keiner!
Also, zählen wir doch mal die Feiertage für Baden-Württemberg, welches neben Bayern (die haben noch einen mehr) in Deutschland die meisten hat:
Neujahr, Heilige Drei Könige, Karfreitag, Ostermontag, 1. Mai, Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, Fronleichnam , Tag der Deutschen Einheit, Allerheiligen, 1. Weihnachtsfeiertag, 2. Weihnachtsfeiertag. Irgendwelche vergessen? Also 12 Stück an der Zahl. Nicht schlecht!
Wie sieht es jetzt in den USA mit Feiertagen, oder den sogenannten „Holidays“ aus? Nicht unbedingt schlechter. Es gibt sogenannte Federal Holidays, die üblicherweise landesweit gültig sind oder auch State Holidays, die ein bisschen von Bundesstaat zu Bundestaat variieren. Ein Unterschied zu Deutschland ist, dass Firmen hier auch mitbestimmen können, ob sie ihren Mitarbeitern einen bestimmten Holiday anbieten oder nicht. Deshalb unterscheidet sich die Anzahl der Feiertage oftmals von Firma zu Firma und von Staat zu Staat.
Der gängige Durchschnitt sind 10 Holidays. Wir hätten da:
New Year’s Day (Neujahr), Good Friday (Karfreitag), Memorial Day (letzter Montag im Mai, Kriegsveteranentag), Independence Day (4. Juli, Nationalfeiertag), Labor Day (erster Montag im September, Tag der Arbeit), Thanksgiving (letzter Donnerstag und Freitag im November), Christmas Eve (24. Dezember), Christmas Day (25. Dezember) und New Year’s Eve (31. Dezember, Silvester).
Unfair ist natürlich auch, dass Brunos Firma mal wieder grosszügiger ist als meine, und ihren Mitarbeitern zwei weitere Feiertage, nämlich den Martin Luther King Day (dritter Montag im Januar) und den President’s Day (dritter Montag im Februar) anbietet. Also komme ich auf 10 Feiertage, Bruno auf 12. Und jetzt will mir noch einer sagen, dass wir in Deutschland zu viele Feiertage hätten und zu wenig arbeiten. Ha!
Eine Sache die hier anders ist: nicht alle Feiertage sind an ein bestimmtes Datum gebunden. Wie zum Beispiel der Memorial Day, der einfach am letzten Montag im Mai stattfindet, oder Thanksgiving, das auf den letzten Donnerstag im November fällt.
Der alles entscheidende, meiner Meinung nach elementarste Unterschied hier aber ist folgender: Fällt einer der 'datums-gebundenen' Feiertage auf einen Samstag oder Sonntag (4. Juli zum Beispiel oder Neujahr), dann wird dieser entweder am Freitag ‚vor-geholt‘ oder am Montag ‚nach-geholt‘. D.h. Mann oder Frau bekommt auf jeden Fall garantierte 10 bzw. 12 Feiertage pro Jahr. Die Wirtschaft kann es relaxt sehen, wenn alle Feiertage unter der Woche sind und wir brauchen uns nicht mehr darüber aufregen, wenn mal wieder einer aufs Wochenende fällt. Fix, planbar, praktisch!
Noch was, was uns von den USA unterscheidet. In Deutschland steht das Leben ja mehr oder weniger still and Feiertagen. Nicht so hier. Genügend Berufsgruppen müssen trotzdem arbeiten und ich rede jetzt nicht von Krankenschwestern oder Ärzten. Supermärkte und sämtliche andere Läden haben alle (fast) rund um die Uhr offen. Der einzige Tag im Jahr an dem Läden fast ausnahmslos dicht haben, ist der erste Weihnachtsfeiertag. Da wird es dann sogar mit Lebensmittel einkaufen schwierig. Ansonsten kann am im konsumverwöhnten Amerika wirklich fast 24/7 shoppen gehen.
Das nächste Mal dann mehr über Urlaub und Arbeitsbedingungen…