„Der St. Patrick’s Day (irisch Lá Fhéile Pádraig) ist der am 17. März begangene Gedenktag zu Ehren des am 17. März 461 oder 493 gestorbenen irischen Nationalheiligen Patrick. Er gilt als der erste christliche Missionar in Irland.
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Der St. Patrick’s Day wird weltweit von Iren, irischen Emigranten und zunehmend auch von Nicht-Iren gefeiert.
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Am 17. März ist Grün die vorherrschende Farbe der feiernden Iren in aller Welt; in einigen Städten (z. B. Chicago) werden am St. Patrick’s Day sogar die Flüsse grün eingefärbt. Auch Bier (aber nicht das irische Guinness) wird an diesem Tag manchmal grün eingefärbt.
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Gemäß der Legende benutzte der Heilige Patrick ein dreiblättriges Kleeblatt, um den heidnischen Iren die heilige Dreifaltigkeit zu erklären.“
So viel zum Wikipedia Auszug...
Klimawandel, Erderwärmung. Der Winter war im Vergleich zum letzten Jahr recht bescheiden. Anstatt konstant trocken und eisig, ging es ständig auf und ab. Regen, Schnee, warm, kalt.
Inzwischen ist aber bei uns schon Mitte März der Sommer ausgebrochen. Sonnenschein, blauer Himmel und Temperaturen um die 25°C bringen uns ohne große Mühe dazu, unseren Hintern vom Sofa zu lupfen und uns mal wieder ins Städtle zu begeben. Schließlich ist heute St. Patrick’s Day. Und auch als Nicht-Iren fühlen wir uns doch sehr europäisch-solidarisch und wollen mitfeiern.
Schon um 10 Uhr morgens sind die Straßen gerammelt voll mit Leuten. Grünen Leuten. Ja, grün ist heute eindeutig die vorherrschende Farbe. Grüne Hosen, grüne T-Shirts, grüne Röcke, grüne Hüte, grüne Brillen, grüne Haare...alles ist grün. Wer noch nix hat, kann sich bei den unzähligen Straßenhändlern noch mit was Grünem eindecken. Und wenn es nur ein Fähnchen ist. 3 für 1$. Ein Schnäpple.
Und tatsächlich wird auch ein Abschnitt des Chicago River grün eingefärbt. Unzählige Massen bestaunen das Spektaktel. Jo, sieht ganz lustig aus. Besser als das übliche grün-blau-braune-Geschmodder. Später gibt es dann noch eine Parade. Ist eigentlich nix anderes als ein grüner Fasnetsumzug. Ganze Reisebusse wurden angekarrt, nur für dieses Ereignis. Unglaublich.
Was allerdings noch unglaublicher ist, dass an diesem Tag Alkohol Trinken in der Öffentlichkeit irgendwie erlaubt ist. (Wie wir später herausfanden, ist es nicht wirklich erlaubt, es wird an diesem Tag aber „geduldet“). Dementsprechend sind auch viele ‚blaue‘ Leute unterwegs.
Wer schonmal in den USA gelebt hat, weiß, wie unglaublich verklemmt der Umgang mit Alkohol hier ist. Öffentliches Trinken ist ein sehr großes Tabu. Wenn man im Park ein BBQ macht, sollten Bierdosen wohlweisslich unter Cola und Sprite Dosen versteckt werden. Kein Scherz. Womit genau das zusammenhängt, keine Ahnung. Ich denke vieles ist geschichtlich bedingt, Prohibition und so...
Generell gibt es jegliche Form von Alkohol erst ab 21. Und das wird kontinuierlich kontrolliert. Ausweiskontrollen sind an der Tagesordnung. So gut wie jedes Mal muss ich meinen Führerschein zücken. Ach, seh ich noch jung aus! ;-) Naja, leider ist dem nicht so. Auch Omas und Opas müssen sich noch oft genug legitimieren. Den besten Bepper an einer Kasse hab ich neulich gesehen: „If you look under 40, we have to ask for your drivers license“. (FYI: die amerikanische drivers license entspricht unserem Personalausweis). Im Supermarkt dann werden sämtliche Alkoholika sorgfältig in braune Papiertüten gepackt, damit auch ja niemand sieht, wie versoffen man wirklich ist...
Zurück nach Chicago. Heute ist ja alles anders. Und doch nicht ganz. Den einen oder anderen sieht man immer noch mit einer in eine Papiertüte eingewickelteten Bierdose rumlaufen. Seriously?! Die jüngere Generation ist etwas schlauer und hält simple Cola Flaschen in der Hand. Ich muss jetzt nicht näher erläutern, was da dann wirklich drin ist... Anyway...
Es war ein schöner, warmer, sonniger Tag. Der grüngefärbte Fluss sah wirklich cool aus. Auch die grünen bzw. blauen (aber sehr friedlichen) Menschenmassen in Chicagos Straßen sorgten für ein ausergewöhnliches Bild.
Hey, eine Gelegenheit zu feiern ist immer gut, nicht?!
Zum zweiten Mal machen wir uns nun auf den ziemlich genau 333 Meilen langen Weg nach Bonne Terre in Missouri. Bonne Terre ist ein knapp 7000 Einwohner großes Städtchen. Der Name kommt aus dem französischen und bedeutet so viel wie „gute Erde“. Und wieso interessiert uns das? Tja, in Bonne Terre gibt es eine alte Bleimine, die in ihren besten Zeiten bis zu 70% des für die USA benötigten Bleis gefördert hat. 1962 wurde sie schließlich geschlossen und, jetzt kommt´s, hat sich mit Grundwasser gefüllt! Ich denke jetzt ist es klar, warum wir diesen Weg nur für ein Wochenende mal auf uns nehmen.
Freitag Abend, 21:47 Uhr. Wir fahren durch unbeleuchtete Wohngegenden irgendwo um Bonne Terre herum im Nirgendwo. TomTom sagt noch 200m, dann sind wir da. Nicht, daß uns irgendwas bekannt vorkommen würde, aber ok, wenn TomTom sich so sicher ist... Auf einmal macht es Biiuuuhhh hinter uns und ein Lichtermeer von blau-weiß-rotem Geblinke geht an. Das darf ja wohl nicht wahr sein. Was haben wir denn jetzt falsch gemacht? Ok, rechts ranfahren, Fenster runter. Ein Mann mit einer Taschenlampe kommt näher, leuchtet uns ins Gesicht und stellt sich als Officer Greg vor. Schön, und? Wir, oder besser Bruno, hat am letzten Stoppschild nicht vollständig gestoppt. Aha, Scheiße. Wir starten ohne Umschweife ein Ablenkungsmanöver, von wegen, wir waren so auf unser TomTom konzentriert, 200m vor dem Ziel, Tauchen gehen wollen wir das Wochenende...zeigen wie wild auf unser Navi...Es wirkt, Officer Greg meint, wir wären hier ja wohl grottenfalsch, Bonne Terre läge 5 Meilen nördlich von hier und wir wären hier in Deslodge. Aha. Trotzdem will er jetzt noch den Führerschein und Versicherungspapiere sehen...bitte schön! Er hat Mitleid mit uns, vielleicht gefällt ihm auch unser deutscher Akzent, auf jeden Fall lässt er noch mal Gnade vor Recht ergehen, erklärt uns explizit den Weg nach Bonne Terre und wünscht uns ein gutes Wochenende. Ufff... Danke Officer! Ich hole mein Handy raus und starte Google Maps. Oak Street, Bonne Terre. Wieso führt uns dann das bescheuerte TomTom nach Oak Street, Deslodge? Ich lotse Bruno durch die Dunkelheit und maule ihn an, als er erneut Stoppschilder überfährt. Nix gelernt, oder was?! So, fast da, upps, hier hätten wir rechts abbiegen müssen...umdrehen! Bruno sucht sich ein Plätzchen und anstatt links einzuschlagen (Kies...), nimmt er die rechte Seite, wo eine Riesenpfütze ist. Bis du dir sicher...? setze ich an, doch da sind wir schon mitten drin, es geht tiefer, wir setzen auf, Bruno gibt Gas, Schlamm spritzt an allen Seiten hoch, Bruno gibt mehr Gas, irgendwas knackt, mehr Schlamm und wir sind draußen...
Total erleichtert erreichen wir gegen 22:30 Uhr das Train Depot, umgebaut zu einer Art Bed & Breakfast, unserer Übernachtungsstätte für´s Wochenende. Schnell noch zwei Bier trinken, unsere Story zum Besten geben und ab ins Heija.
Samstag morgen, 7:00 Uhr. Unser Auto sieht ja ganz schön lecker, schmecker aus. Schlamm, Dreck, Gras...Bruno untersagt mir ein Photo zu machen. Also auf zur Mine. Nach den üblichen Sicherheitseinweisungen schleppen wir unser Geriete den eigentlich nicht so langen, aber einem doch sehr lang vorkommenden Weg in die Unterwelt. Wie schon letztes Jahr sind wir alle fasziniert. Eine riesige Halle eröffnet sich, getragen von immensen Steinpfeilern. Die Wetterbedingungen hier drin sind konstant, das ganze Jahr über. Wassertemperatur 58F (14°C), Lufttemperatur 65F (18°C). Insgesamt sind 500.000 Watt an Glühbirnen installiert. Was die Unterwasserwelt auch nicht unbedingt heller macht, ihr aber einen um so mystischeren Eindruck verleiht.
Es gibt ca. 24 verschiedene, sogenannte Trails. Getaucht wird (nur mit Guide versteht sich) durch alte Tunnel, Höhlen, man sieht altes Werkzeug, Schilder, Treppen, Schriften an den Wänden, verfallene Hütten, Wägelchen (bekannt aus Indiana Jones oder der Schuh des Manitu), sogar den dazugehörigen Zug. Manchmal wurden wir aufgefordert die Lampen auszumachen. Sobald sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, eröffnen sich einem spektakuläre Blicke. Der sogenannte „Redwood Forest“, in der Dunkelheit auftauchende, riesige Steinpfeiler, einer neben dem anderen. Die Stimmung ist einzigartig und mit nichts zu vergleichen...
Aber jetzt genug der Worte: hier ein paar Bilder... und ein Video...
PS: Als wir heraus aus der Tiefe wieder ins Sonnenlicht treten, hat sich doch tatsächlich so ein Schmierfink erlaubt „wash me“ auf unser Auto zu schreiben!
Die Vorweihnachtszeit beginnt hier üblicherweise direkt nach Thanksgiving, welches wiederum Ende November stattfindet. Dann werden Häuser und Wohnungen dekoriert und oft auch schon der Christbaum gleich mit aufgestellt. Und wenn Wham!'s "Last Christmas..." aus dem Radio dröhnt, wird einem klar, dass manche Dinge überall auf der Welt gleich sind!
Manche Häuser sind sehr liebevoll und mit Stil und Geschmack (über den sich nicht streiten lässt, ich weiss...) dekoriert, bei manch anderen bekommt man den Eindruck, als wäre ein Laden leergekauft worden und alles mal einfach wie Kraut und Rüben im Garten aufgestellt. Ohne Sinn, Verstand und jegliche Ästhetik. Die meisten unserer Nachbarn jedoch haben einfach ein paar Bäume mit Lichterketten bestückt. Fertig.
Auch wir haben beschlossen, uns dieses Jahr unseren ersten (Wohnzimmer-) Christbaum zuzulegen. Und nicht den Plastikkitsch, den es hier im Überfluss gibt, sondern einen richtigen. Und an einen Christbaum gehören auch Kugeln. Und wo kauft man die? Genau, im „American Sale“, eine Art Piks-Raus-Ramschladen in dem es alles gibt. Schon das Schaufenster hat mich beinahe umgehauen. Kaum drin, wollte ich schon wieder raus, so überwältigend war das Geblinkel und Gebimmel. Hunderte von verschieden großen Plastikchristbäumen mit verschiedensten Lichterketten dran.Noch hatten wir aber eine Mission vor uns: Christbaumständer, Lichterkette und ein bisschen Deko. 10min später hatten wir alles gefunden: und raus hier!
24.12.10 – Heiligabend: kein Schnee, über 0°C, nicht wirklich weihnachtlich da draußen. Christbaum ist beleuchtet und dekoriert, Essen vorbereitet. Brunos Kollege Larry, Diakon von Nebenberuf, hat uns zur Messe um 16 Uhr eingeladen. Und wir sollen mindestens eine Stunde vorher da sein. Ja, klar doch...Um 15.25 Uhr ist die Kirche allerdings schon rappelvoll und Türsteher (ja, richtig gelesen!) lassen uns nicht mehr rein. Des kann ja wohl net angehen. Wir warten eine Weile mit den anderen Ausgeschlossenen und sind schon am überlegen, wieder heimzufahren, da kommt glücklicherweise Larry noch vorbei, hat Mitleid mit uns und schafft es, uns noch irgendwie am Türsteher vorbei einzuschleusen. Thanks Larry! Die Messe fängt dann auch gleich mal knapp 10min früher an. Was übrigens auch normal ist, wie wir gestern erfahren haben. Wenn‘s vorher voll ist, geht‘s vorher los. Der Ablauf ist mehr oder weniger wie bei uns auch derselbe. (Über Kirche und Feiertage werde ich euch mal gesondert informieren…).
Zu Hause gibt’s dann (für mich total untraditionell) Gschlagene mit Kartoffelbrei, Soße und Blaukraut. Lecker. Und danach, das „Wichtigste“: BESCHERUNG!
25.12.10 – 1. Weihnachtsfeiertag: Dies ist der wichtigste Tag hier für die Kinder. Während Heilig Abend selber nur kirchlich gefeiert wird ansonsten aber nicht viel passiert, ist der „Christmas day“ der Tag an dem Santa Claus die Geschenke bringt. D.h. mit Ausschlafen ist für Eltern an diesem Tag nix drin, denn spätestens um 5 Uhr morgens sind die lieben Kleinen auf Trab und müssen kucken, was Santa so vorbeigebracht hat.Bei uns aber war das Christkind gestern schon da und so haben wir genügend Zeit und versuchen uns in einer stark verkleinerten Version der traditionellen „Dürrenberger-Ritterschen“-Pute. Hat auch ziemlich gut geklappt! (Aber ich geb’s zu: der Vogel sah in unserem Riesenofen etwas verloren aus…)
26.12.10 – 2. Weihnachtsfeiertag: Gibt es hier nicht. Dementsprechend fahren wir zu einem bekannten, schwedischen Möbelhaus und gehen auf Regalsuche. 30min später sind wir wieder draußen, hm, noch nicht mal 12 Uhr, was machen wir denn jetzt? Regal zusammenschrauben und den restlichen Tag genießen…
Übrigens, noch kurz was zum Thema Weihnachten und die andauernde Diskussion, wer denn nun die Geschenke bringt. Auf n-tv.de habe ich einen sehr interessanten Artikel dazu gefunden, und ich konnte auch noch was lernen, hier mal die eins zu eins Kopie (http://www.n-tv.de/wissen/Was-ist-das-Christkind-article4998351.html):
Junge oder Mädchen
Was ist das Christkind?
"Das Christkind ist natürlich sächlich", sagt Thomas Meiler, Sprecher des weltberühmten Christkindlesmarktes in Nürnberg. Dort verbirgt sich unter dem Kleid allerdings immer ein Mädchen. "Von der Anmutung her mit blonden, goldenen Locken und so weiter war das immer eher für eine weibliche Rolle ausgelegt", meint Meiler.
Also in der Theorie ein Neutrum, in der Praxis ein Mädchen. Halten es die anderen auch so? Britta Töllner, Sprecherin des Christkind-Postamtes in Engelskirchen (Nordrhein-Westfalen), gibt eine andere Antwort: Ja, auch bei ihnen habe das Christkind weibliche Züge, aber "die Geschichte sagt ja eigentlich, dass es sich um das Jesuskind handeln soll".
Die katholische Antwort: ein Zwitter
Letztlich müsste es die katholische Kirche wissen, schließlich beschränkt das Christkind seine Aktivität fast ausschließlich auf katholische Gegenden. Alexander Saberschinsky von der Stabsstelle "Spiritualität und Gottesdienst" des Erzbistums Köln hätte in der Tat nichts dagegen, wenn mit dem Christkind das Christuskind gemeint wäre. Nur sei das eben leider nicht so, sagt er: "Die Gestalt des Christkindes hat eine Eigendynamik entwickelt und ist eher eine mythologische Fantasiegestalt - halb Jesuskind, halb Engelchen, ein androgynes Wesen."
Demnach wäre das Christkind also eine Art Zwitter. Lässt sich das wissenschaftlich erhärten? Die Forschung hat - wie so oft bei Fragen, die Gott und die Welt betreffen - keine eindeutige Antwort parat: "Das Christkind ist geschlechtslos", hat der Weihnachtsforscher und Buchautor Prof. Manfred Becker-Huberti herausgefunden. Seine Argumentation ist denkbar einfach: Niemand hat das Christkind je gesehen, und deshalb kann auch niemand wissen, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. Der Überlieferung zufolge wirkt es im Verborgenen.
Luthers Ersatz für den Nikolaus
Luther räumte auf mit den Heiligen. Bei ihm hatte der Nikolaus als Geschenkebringer ausgedient.
Eines steht laut Becker-Huberti fest: Das Christkind ist nicht das Jesuskind, denn das ist zu Weihnachten ja noch ein Baby. Historisch hat sich die ganze Sache so entwickelt: Ursprünglich brachte St. Nikolaus die Geschenke. Martin Luther räumte im Zuge der Reformation jedoch mit den Heiligen auf und benötigte deshalb Ersatz für den beliebten Geschenkebringer.
Sehr strategisch griff er 1535 auf das Christkind zurück, eine Gestalt aus dem Elsass. Das Christkind brachte fortan den Protestanten die Geschenke - bis die vor etwa 100 Jahren den Weihnachtsmann aus Amerika importierten, der wiederum aus St. Nikolaus hervorgegangen war. Daraufhin wurde das Christkind katholisch. Und seitdem ist alles genau umgekehrt: Die Protestanten haben den verweltlichten Nikolaus, die Katholiken das ursprünglich evangelische Christkind.
Zusammengefasst: Ob das Christkind ein Junge oder ein Mädchen ist, weiß man nicht. Oder anders formuliert: Man kann es sich aussuchen.