America’s Southwest –Part 1: Stativ, Schatten und andere Probleme

hoover-klEnde Mai (ich weiß, ist ja schon eine Ewigkeit her...) war es wieder soweit: Besuch stand an. Diesmal rückten uns mein Dad und Susi für zwei Wochen auf die Pelle. Und was macht man mit einem Vater, der von Amerika und den Amerikanern ja mal so gar nicht besonders viel hält? Genau, man entführt ihn in die schönsten Gegenden dieses Landes und bringt ihm die liebenswerten Macken dieser Kultur näher. Soviel schon mal vorab, es hat funktioniert! 

Wie schon beim letzten Mal ließen wir Las Vegas erstmal links liegen. Im Walmart kauften wir uns einen Cooler und füllten den überdimensional großen Kofferraum mit Essen und Trinken und Bier. Von dort düsten wir dann zum Hoover Staudamm und entlockten unseren Besuchern die ersten aahs und oohs.


Wir lagen gut in der Zeit und erreichten noch kurz vor Sonnenuntergang den Grand Canyon. Auch Bruno und ich waren wieder begeistert. Eine Weile lang schauten wir der untergehenden Sonne zu und bewunderten wieder einmal die unendliche Weite des Canyons. Was uns auch zum Nachdenken brachte. Der Weg zum Grand Canyon selber ist nämlich relativ unspektakulär. Die Fahrt führt einen durch niedrige Wald- und Buschlandschaften, total uninteressant und man fragt sich mehrmals, was da noch so kommt. Bis es auf einmal nicht mehr weiter geht und man vor einem riesigen Abgrund steht. Wie groß muss die Frustration bei den ersten Siedlern gewesen sein, als sie am Canyonrand standen und langsam realisierten, dass die Weiterreise hier (vorerst) endet? Ich kann es nur versuchen mir vorzustellen...

 

Am nächsten Morgen packten wir unsere Rucksäcke und machten uns auf, den South Rim entlang des Hermit Trails zu erkunden. Wir wanderten einige Kilometer entlang des Rims, stiegen dann wieder in den Bus und ließen uns zum nächsten View Point kutschieren, schlenderten entspannt weiter und knipsten unzählige Photos.

Am Nachmittag machten wir uns dann auf Richtung Monument Valley. Jeder, ob Western Fan oder nicht, sollte, wenn gerade einigermaßen in der Nähe, 24h im Monument Valley verbringen. Wir gönnten uns eine Nacht im spektakulären „View Hotel“, nicht ganz billig, aber definitiv jeden Cent wert.
Die Zeit der untergehenden Sonne ist eine besondere Zeit, denn sie zieht allerhand lustige Gestalten an. Auch ich machte mich mit meinem neuerworbenen Stativ auf, um ein paar total wahnsinnig grandiose Sonnenuntergangsbilder zu schießen.

monument-klDirekt neben dem View Hotel gibt es eine recht nette Aussichtsplattform. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie viele (Möchtegern)Photographen sich dort tummelten. Und ich mittendrin. Herrlich. Zunächst tappste ich noch ein wenig schüchtern umher, schließlich war mein Stativ brandneu und ich hatte eigentlich noch keinen Plan, was genau ich damit anfangen sollte, und wollte auch nicht als Volltrottel dastehen beim Aufstellen, als ich eine Unterhaltung von zwei Franzosen belauschte, die sich lautstark über einen „putain chinois“ (sch...Chinesen) beschwerten, der mit seinem Stativ (und sich selbst) einen fetten Schatten auf einen großen, malerischen Stein fabrizierte, der eigentlich als Vordergrund für einen der großen Tafelberge dienen sollte. Naja, ich fing innerlich lauthals an zu lachen, vielleicht war es auch mehr äußerlich, und ich glaube mein Grinsen auf dem Gesicht war auch nicht mehr zu übersehen, denn einer der Gallier fragte mich auf einmal mit ziemlich angenervtem Ton „T‘es francaise?“ (Bist du Französin?), ich grinste weiter und antwortete, „Non, allemande“ (Nö, Deutsche). All right, hier kam ich also nicht weiter. Alles voller nervöser Leute, Stative, unbrauchbarer Schatten und anderer Widrigkeiten, als ich mich an einen Tip aus einem meiner Photobücher erinnerte. Geh nicht dorthin, wo alle Leute stehen, such neue Perspektiven...und genau das machte ich. Thanks, Scott! Zum Glück war ich ja schon mal hier und erinnerte mich an eine Stelle ca. 200m weiter unten ums Eck, an der ich total unbeobachtet mein Stativ und meinen Fernauslöser (um jegliche Kameraerschütterung zu vermeiden...ja...soviel hab ich schon gelernt!) auszutesten. Ha, butzallein! Klasse!
Gefühlte 500 Photos später stiefelte ich mordswichtig mit Stativ auf den Schultern wieder zurück ins Hotel, wo sich mein Dad, Susi und Bruno schon auf dem Balkon über die erste Flasche Wein hermachten (verbotenerweise, denn im Navajo Land ist Alkohol nicht erlaubt, also pssst!). Ich, ganz den Profi vortäuschend, stellte meinen Dreibeiner wieder auf. Die Sonne war weg, die blaue Stunde ging los, und da unten fuhren doch tatsächlich noch ab und zu Autos rum. Zeit um ein bisschen in die Langzeitbelichtung einzusteigen.

Lange Rede kurzer Sinn, wir brauchen nochmal Besucher, die mit uns ins Monument Valley fahren, dann langzeit-klpflanz ich mich auf den Balkon und lass Photoassistent Bruno den ganzen Abend mit dem Auto auf und ab fahren, bis ich das perfekte Langzeitbelichtungsbild mit Autolichtern durch das ganze Photo hindurch habe! Yepp, guter Plan!
Trotz allem sind mir glaub ich ein paar ganz gute Aufnahmen gelungen, auch wenn die Nacht recht kurz war, da ich ja bei Sonnenaufgang auch schon wieder aufstehen „musste“...ächz, das Photographenleben ist schon hart!

Nach dem Frühstück tourten wir mit unserem Allradler noch ein bisschen durch’s Valley und füllten unsere SD Karten unbarmherzig mit zahlreichen Felsklotzaufnahmen. Die Farben bildeten einen schönen Kontrast, das warme rotbraun, der blaue Himmel, die grünliche Steppe...scheeee!

Die Reise führte uns weiter zum „National Bridges Monument“. Eine Canyonlandschaft, in der vor Millionenbridges-kl von Jahren ein Fluss sogenannte „natürliche“ Brücken entstehen ließ. Um diese aber zu bestaunen, muss man erst einmal hinunter in den Canyon! Doch Bewegung schadet schließlich nie, auch wenn es für uns sehr ungewohnt ist, erst einmal bergab zu laufen, um dann anschließend wieder hochzukraxeln anstatt umgekehrt.

Den Abend verbrachten wir dann in einem urgemütlichen Inn, mitten in der Pampa und bereiteten uns seelisch und moralisch auf die weiteren Reisehighlights vor!

Part 2 – Lost in the desert, folgt bald!

Bildliche Eindrücke unserer Reise gibt es wie immer hier...