Donnerstag:
Sodele, Bruno ist am Flughafen abgesetzt, nun ist relaxen angesagt...aber was macht man so allein? Überleg, überleg...ein bisschen Crosstrainer und dazu eine Folge Desperate Housewives. Ha, das passt!
Freitag:
Oh, war die Nacht erholsam. Trau ich mich ja fast nicht zu sagen, aber so ganz ohne Bäume bearbeitenden Nebenlieger ist es zwar einsam, aber sooo ruhig!
Der Tag in der Firma geht zügig vorbei. Ich eile nach Hause, ein Paket wartet...Oder auch nicht. Shit, UPS war wie zu erwarten schon da. Schnell mal die Tracking Nummer im Internet eingeben. Dann die Auswahl zwischen erneuter Zustellung und heute noch abholen. Tja, erneute Zustellung unter der Woche ist für die Katz, also heute noch abholen. Eine Meldung kommt, dass mich UPS mit den Details binnen einer Stunde kontaktieren wird. Abzuholen ist das Paket dann in Addison, 23 Meilen von hier. Grossartig. Da wär ein UPS Shop ganz in der Nähe, aber ich soll nach Addison fahren. Natürlich ruft mich keiner an, im Internet steht aber, sie hätten es versucht und mich nicht erreicht. Danke aber auch. Und auf der verkackten Website ist keine Nummer zu finden, wo man mit einer ‚echten‘ Person reden kann. So ein Dreck. Ok, Plan B. Um mir ggf. einen 46 Meilen umsonst Weg zu sparen, düse ich schnell zu dem 2 Meilen entfernten Shop. Der Mustang ist schon eingeparkt, also nehm ich den Escape. Wow, sitzt man in dem aber hoch. Ich suche die Kupplung, ach genau, das ist ja Automatik... Ein blaues, verbeultes, altes Auto kommt angefahren. Oh nein, der Nachbar ist zurück. Ich hatte schon gehofft er wäre ausgezogen, weil seine Rostlaube für drei Wochen nicht zu sehen war, jetzt heisst es wieder Autos in Sicherheit bringen. (Lange andere Geschichte, der hat unsere Stossstange angedingst beim Ausparken und wollte dann Fahrerflucht machen...und...nur Ärger...!).
Und wie konnte es anders sein, die Jungs im UPS Shop haben mal gar keinen Plan und meinen, das Päckchen müsste abholbereit sein. Ob sie nicht mal in Addison anrufen können? Nö, geht nicht. Warum nicht? Öhm, weil es net get. Idioten. Und btw, Addison würde um 7 Uhr dicht machen. Google sagt 37 Minuten, 45 hab ich, das schaff ich. 40 min später fahre ich auf einem riesigen UPS Gelände rum und suche den Eingang. Dort erklärt mir die Lady erneut, dass man versucht hätte mich anzurufen, weil der Truck erst zwischen 8 und halb neun ankommt. (Wieso findet die die Informationen und die Jungs in Aurora nicht?!) Sch... Keiner hat versucht mich anzurufen! Und warum schreiben die das net gleich auch ins Internet zur Trackingnummer?! Und wie komme ich jetzt an mein Paket wenn der Laden um 7 zumacht? Ja, da müsste ich da drüben zu dem Häuschen da gehen und die würden es dann für mich holen. Aha. Das macht Sinn. Heimfahren lohnt sich mal gar net, also suche ich einen Supermarkt, um mich gleich mal für’s Wochenende einzudecken. Kurz vor acht versuche ich mein Glück wieder. Mit mir warten 5 andere Leute die sich mehr oder weniger genervt über die Auslieferungszeiten von UPS lauthals beschweren. Tja, wenigstens Samstag könnten die doch ausliefern... Egal, ich habe mein Päckchen und heim geht’s.
Erst mal wird alles wie wild aufgerissen und im Wohnzimmer verteilt. Akku Laden, Objektiv ansetzen, losgeht’s. Es sieht aus wie bei Hempels unterm Sofa. Nur das alles auf dem Sofa verstreut ist. Aber wurscht, ist ja keiner da der sich beschweren könnte!
Hm, halb zwölf, eigentlich Zeit ins Bett zu gehen. Sooo dunkel, und sooo allein. Es folgt der obligatorische Monster Check unterm Bett und Licht aus.
Wochenende:
7 Uhr morgens, Brunos Radiowecker klingelt. Super. Danke. Um halb acht sehe ich ein, auch dank des lauthals hämmernden Spechts vor meinem Fenster, dass es keinen Sinn mehr hat und stehe auf. Bis ich aus dem Bad komme ist der kleine Hämmerer allerdings schon wieder abgedüst. Tja, bei dem Wetter würde ich mir auch ein fertiges Loch suchen.
Ein bisschen Shoppen, ein bisschen aufräumen, ein bisschen relaxen. Als Überraschung hat Bruno mir noch eine Massage organisiert. Ach ja, das Leben kann schon schön sein. Auch wenn es draussen stürmt und bäh ist.
Recht widerwillig erhebe ich mich vom Sofa um Mittagessen zu machen. Mein Gewissen verbietet es mir eine Pizza einzuschieben. Ganz abgesehen davon, dass die Fertigpizzas hier allein nicht bezwingbar sind. Ein Blick in den Kühlschrank macht mir klar, dass der Kohlkopf dringend verarbeitet werden will. Zum Spätzle machen bin ich dann doch zu faul, aber so gibt es lecker Krautrigatoni mit Salat. Genug um noch ein paar Portionen einzufrieren. Das wird Bruno auch schmecken. Ich mein, seit er mit mir zusammen ist hat er sich auch stark gebessert, von „...iiiihhhhh....Gemuese....“, zu, „hmmm, Gemuese, verrat bloss keinem dass ich das ess“. Der Fortschritt war enorm.
Und zurück auf’s Sofa! Der lange Serienabend kann weitergeführt werden!
Montag bis Freitag:
Arbeiten...anstrengend...mit Cheffe streiten...noch anstrengender...tja, von Beruf Tochter oder Housewife zu sein wäre manchmal doch schön! Aber ich will mich ja mal nicht beklagen. Nur ein bisschen mehr Urlaub dürfte es sein...und bezahlte Überstunden...
Samstag:
Morgens noch schnell ein bisschen aufräumen, frühstücken, dann wird es auch schon langsam Zeit sich auf den Weg zu machen. Die Post bringt noch mein schon lange heissersehntes neues Nummernschild vorbei. Ach ist das genial! Mein persoenliches Nummernschild! Wieso haben wir so ein System eigentlich nicht auch in Deutschland?!
-> Guggst du hier auf dem Bild!
Beim Tanken noch schnell Emails checken. Upps, Bruno ist schon gelandet. Jetzt aber los! Dummerweise nehme ich die 59th street. Hm, hätte es besser wissen müssen, die ist Samstags immer verstopft. Tja, muss Bruno halt ein wenig warten. Wie lange er wirklich warten muss, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar... Ungefähr 45-50min später komme ich am Flughafen an und umkreise Terminal 5. Ich versuche Bruno zu erreichen...Mailbox. Ok, steht also an der Einreise. Ich entschliesse mich zu parken, da man doch ca. eine ganze Minute braucht um Terminal 5 zu umrunden. Was ich da noch nicht wusste: ich hätte es ca. 60 mal umrunden müssen... Ok, mache ich es mir also auf einem dieser ungemütlichen Sitze gemütlich. Nachrichten, Emails, Facebook. Mir wird langweilig. Kaffe holen. Zurück zu Nachrichten, Emails und Facebook. Mir wird noch langweiliger. Wo bleibt er denn??!! Ich kucke mir Terminal 5 Arrival näher an. Ausser einem kleinen Souvenir und Zeitschriftenladen gibt es nur noch das goldene M und zwei andere Fast Food Läden. Ist ja genauso schlimm wie Terminal 5 Departure. Chicago hat echt das allerschlimmste internationale Terminal das ich kenne. Da gibt es nix. Nada. Nothing. Ich kucke wieder auf die Uhr, so langsam geht die Stunde rum, muss ich etwa nochmal umparken? (Nur die erste Stunde ist saubillig...dann wirds astronomisch teuer...). Ich denke wieder über den Einreiseprozess nach. Denn da steht Bruno wahrscheinlich in der Schlange. Es ist wirklich der altmodischste, längste, umständlichste, verquerste, Prozess den ich kenne. Direkt aus der Steinzeit importiert. Hey, wir leben im 21stgen Jahrhundert! Wozu braucht man da noch Papier, Stempel und Gerampfel wenn man elektronisch scannbare Reisepässe hat?! Vor allem wenn zwei Flieger gleichzeitig ankommen und die wie immer nur 2 Schalter oder so aufhaben! Endlich klingelt das Telefon. Wow! Endlich kann ich meinen (von der Einreiseprozedur völlig genervten) Bruno wieder in die Arme schliessen!