Die Vorweihnachtszeit beginnt hier üblicherweise direkt nach Thanksgiving, welches wiederum Ende November stattfindet. Dann werden Häuser und Wohnungen dekoriert und oft auch schon der Christbaum gleich mit aufgestellt. Und wenn Wham!'s "Last Christmas..." aus dem Radio dröhnt, wird einem klar, dass manche Dinge überall auf der Welt gleich sind!
Manche Häuser sind sehr liebevoll und mit Stil und Geschmack (über den sich nicht streiten lässt, ich weiss...) dekoriert, bei manch anderen bekommt man den Eindruck, als wäre ein Laden leergekauft worden und alles mal einfach wie Kraut und Rüben im Garten aufgestellt. Ohne Sinn, Verstand und jegliche Ästhetik. Die meisten unserer Nachbarn jedoch haben einfach ein paar Bäume mit Lichterketten bestückt. Fertig.
Auch wir haben beschlossen, uns dieses Jahr unseren ersten (Wohnzimmer-) Christbaum zuzulegen. Und nicht den Plastikkitsch, den es hier im Überfluss gibt, sondern einen richtigen. Und an einen Christbaum gehören auch Kugeln. Und wo kauft man die? Genau, im „American Sale“, eine Art Piks-Raus-Ramschladen in dem es alles gibt. Schon das Schaufenster hat mich beinahe umgehauen. Kaum drin, wollte ich schon wieder raus, so überwältigend war das Geblinkel und Gebimmel. Hunderte von verschieden großen Plastikchristbäumen mit verschiedensten Lichterketten dran.Noch hatten wir aber eine Mission vor uns: Christbaumständer, Lichterkette und ein bisschen Deko. 10min später hatten wir alles gefunden: und raus hier!
24.12.10 – Heiligabend: kein Schnee, über 0°C, nicht wirklich weihnachtlich da draußen. Christbaum ist beleuchtet und dekoriert, Essen vorbereitet. Brunos Kollege Larry, Diakon von Nebenberuf, hat uns zur Messe um 16 Uhr eingeladen. Und wir sollen mindestens eine Stunde vorher da sein. Ja, klar doch...Um 15.25 Uhr ist die Kirche allerdings schon rappelvoll und Türsteher (ja, richtig gelesen!) lassen uns nicht mehr rein. Des kann ja wohl net angehen. Wir warten eine Weile mit den anderen Ausgeschlossenen und sind schon am überlegen, wieder heimzufahren, da kommt glücklicherweise Larry noch vorbei, hat Mitleid mit uns und schafft es, uns noch irgendwie am Türsteher vorbei einzuschleusen. Thanks Larry! Die Messe fängt dann auch gleich mal knapp 10min früher an. Was übrigens auch normal ist, wie wir gestern erfahren haben. Wenn‘s vorher voll ist, geht‘s vorher los. Der Ablauf ist mehr oder weniger wie bei uns auch derselbe. (Über Kirche und Feiertage werde ich euch mal gesondert informieren…).
Zu Hause gibt’s dann (für mich total untraditionell) Gschlagene mit Kartoffelbrei, Soße und Blaukraut. Lecker. Und danach, das „Wichtigste“: BESCHERUNG!
25.12.10 – 1. Weihnachtsfeiertag: Dies ist der wichtigste Tag hier für die Kinder. Während Heilig Abend selber nur kirchlich gefeiert wird ansonsten aber nicht viel passiert, ist der „Christmas day“ der Tag an dem Santa Claus die Geschenke bringt. D.h. mit Ausschlafen ist für Eltern an diesem Tag nix drin, denn spätestens um 5 Uhr morgens sind die lieben Kleinen auf Trab und müssen kucken, was Santa so vorbeigebracht hat.Bei uns aber war das Christkind gestern schon da und so haben wir genügend Zeit und versuchen uns in einer stark verkleinerten Version der traditionellen „Dürrenberger-Ritterschen“-Pute. Hat auch ziemlich gut geklappt! (Aber ich geb’s zu: der Vogel sah in unserem Riesenofen etwas verloren aus…)
26.12.10 – 2. Weihnachtsfeiertag: Gibt es hier nicht. Dementsprechend fahren wir zu einem bekannten, schwedischen Möbelhaus und gehen auf Regalsuche. 30min später sind wir wieder draußen, hm, noch nicht mal 12 Uhr, was machen wir denn jetzt? Regal zusammenschrauben und den restlichen Tag genießen…
Übrigens, noch kurz was zum Thema Weihnachten und die andauernde Diskussion, wer denn nun die Geschenke bringt. Auf n-tv.de habe ich einen sehr interessanten Artikel dazu gefunden, und ich konnte auch noch was lernen, hier mal die eins zu eins Kopie (http://www.n-tv.de/wissen/Was-ist-das-Christkind-article4998351.html):
Junge oder Mädchen
Was ist das Christkind?
"Das Christkind ist natürlich sächlich", sagt Thomas Meiler, Sprecher des weltberühmten Christkindlesmarktes in Nürnberg. Dort verbirgt sich unter dem Kleid allerdings immer ein Mädchen. "Von der Anmutung her mit blonden, goldenen Locken und so weiter war das immer eher für eine weibliche Rolle ausgelegt", meint Meiler.
Also in der Theorie ein Neutrum, in der Praxis ein Mädchen. Halten es die anderen auch so? Britta Töllner, Sprecherin des Christkind-Postamtes in Engelskirchen (Nordrhein-Westfalen), gibt eine andere Antwort: Ja, auch bei ihnen habe das Christkind weibliche Züge, aber "die Geschichte sagt ja eigentlich, dass es sich um das Jesuskind handeln soll".
Die katholische Antwort: ein Zwitter
Letztlich müsste es die katholische Kirche wissen, schließlich beschränkt das Christkind seine Aktivität fast ausschließlich auf katholische Gegenden. Alexander Saberschinsky von der Stabsstelle "Spiritualität und Gottesdienst" des Erzbistums Köln hätte in der Tat nichts dagegen, wenn mit dem Christkind das Christuskind gemeint wäre. Nur sei das eben leider nicht so, sagt er: "Die Gestalt des Christkindes hat eine Eigendynamik entwickelt und ist eher eine mythologische Fantasiegestalt - halb Jesuskind, halb Engelchen, ein androgynes Wesen."
Demnach wäre das Christkind also eine Art Zwitter. Lässt sich das wissenschaftlich erhärten? Die Forschung hat - wie so oft bei Fragen, die Gott und die Welt betreffen - keine eindeutige Antwort parat: "Das Christkind ist geschlechtslos", hat der Weihnachtsforscher und Buchautor Prof. Manfred Becker-Huberti herausgefunden. Seine Argumentation ist denkbar einfach: Niemand hat das Christkind je gesehen, und deshalb kann auch niemand wissen, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. Der Überlieferung zufolge wirkt es im Verborgenen.
Luthers Ersatz für den Nikolaus
Luther räumte auf mit den Heiligen. Bei ihm hatte der Nikolaus als Geschenkebringer ausgedient.
Eines steht laut Becker-Huberti fest: Das Christkind ist nicht das Jesuskind, denn das ist zu Weihnachten ja noch ein Baby. Historisch hat sich die ganze Sache so entwickelt: Ursprünglich brachte St. Nikolaus die Geschenke. Martin Luther räumte im Zuge der Reformation jedoch mit den Heiligen auf und benötigte deshalb Ersatz für den beliebten Geschenkebringer.
Sehr strategisch griff er 1535 auf das Christkind zurück, eine Gestalt aus dem Elsass. Das Christkind brachte fortan den Protestanten die Geschenke - bis die vor etwa 100 Jahren den Weihnachtsmann aus Amerika importierten, der wiederum aus St. Nikolaus hervorgegangen war. Daraufhin wurde das Christkind katholisch. Und seitdem ist alles genau umgekehrt: Die Protestanten haben den verweltlichten Nikolaus, die Katholiken das ursprünglich evangelische Christkind.
Zusammengefasst: Ob das Christkind ein Junge oder ein Mädchen ist, weiß man nicht. Oder anders formuliert: Man kann es sich aussuchen.