Zum zweiten Mal machen wir uns nun auf den ziemlich genau 333 Meilen langen Weg nach Bonne Terre in Missouri. Bonne Terre ist ein knapp 7000 Einwohner großes Städtchen. Der Name kommt aus dem französischen und bedeutet so viel wie „gute Erde“. Und wieso interessiert uns das? Tja, in Bonne Terre gibt es eine alte Bleimine, die in ihren besten Zeiten bis zu 70% des für die USA benötigten Bleis gefördert hat. 1962 wurde sie schließlich geschlossen und, jetzt kommt´s, hat sich mit Grundwasser gefüllt! Ich denke jetzt ist es klar, warum wir diesen Weg nur für ein Wochenende mal auf uns nehmen.
Freitag Abend, 21:47 Uhr. Wir fahren durch unbeleuchtete Wohngegenden irgendwo um Bonne Terre herum im Nirgendwo. TomTom sagt noch 200m, dann sind wir da. Nicht, daß uns irgendwas bekannt vorkommen würde, aber ok, wenn TomTom sich so sicher ist... Auf einmal macht es Biiuuuhhh hinter uns und ein Lichtermeer von blau-weiß-rotem Geblinke geht an. Das darf ja wohl nicht wahr sein. Was haben wir denn jetzt falsch gemacht? Ok, rechts ranfahren, Fenster runter. Ein Mann mit einer Taschenlampe kommt näher, leuchtet uns ins Gesicht und stellt sich als Officer Greg vor. Schön, und? Wir, oder besser Bruno, hat am letzten Stoppschild nicht vollständig gestoppt. Aha, Scheiße. Wir starten ohne Umschweife ein Ablenkungsmanöver, von wegen, wir waren so auf unser TomTom konzentriert, 200m vor dem Ziel, Tauchen gehen wollen wir das Wochenende...zeigen wie wild auf unser Navi...Es wirkt, Officer Greg meint, wir wären hier ja wohl grottenfalsch, Bonne Terre läge 5 Meilen nördlich von hier und wir wären hier in Deslodge. Aha. Trotzdem will er jetzt noch den Führerschein und Versicherungspapiere sehen...bitte schön! Er hat Mitleid mit uns, vielleicht gefällt ihm auch unser deutscher Akzent, auf jeden Fall lässt er noch mal Gnade vor Recht ergehen, erklärt uns explizit den Weg nach Bonne Terre und wünscht uns ein gutes Wochenende. Ufff... Danke Officer! Ich hole mein Handy raus und starte Google Maps. Oak Street, Bonne Terre. Wieso führt uns dann das bescheuerte TomTom nach Oak Street, Deslodge? Ich lotse Bruno durch die Dunkelheit und maule ihn an, als er erneut Stoppschilder überfährt. Nix gelernt, oder was?! So, fast da, upps, hier hätten wir rechts abbiegen müssen...umdrehen! Bruno sucht sich ein Plätzchen und anstatt links einzuschlagen (Kies...), nimmt er die rechte Seite, wo eine Riesenpfütze ist. Bis du dir sicher...? setze ich an, doch da sind wir schon mitten drin, es geht tiefer, wir setzen auf, Bruno gibt Gas, Schlamm spritzt an allen Seiten hoch, Bruno gibt mehr Gas, irgendwas knackt, mehr Schlamm und wir sind draußen...
Total erleichtert erreichen wir gegen 22:30 Uhr das Train Depot, umgebaut zu einer Art Bed & Breakfast, unserer Übernachtungsstätte für´s Wochenende. Schnell noch zwei Bier trinken, unsere Story zum Besten geben und ab ins Heija.
Samstag morgen, 7:00 Uhr. Unser Auto sieht ja ganz schön lecker, schmecker aus. Schlamm, Dreck, Gras...Bruno untersagt mir ein Photo zu machen. Also auf zur Mine. Nach den üblichen Sicherheitseinweisungen schleppen wir unser Geriete den eigentlich nicht so langen, aber einem doch sehr lang vorkommenden Weg in die Unterwelt. Wie schon letztes Jahr sind wir alle fasziniert. Eine riesige Halle eröffnet sich, getragen von immensen Steinpfeilern. Die Wetterbedingungen hier drin sind konstant, das ganze Jahr über. Wassertemperatur 58F (14°C), Lufttemperatur 65F (18°C). Insgesamt sind 500.000 Watt an Glühbirnen installiert. Was die Unterwasserwelt auch nicht unbedingt heller macht, ihr aber einen um so mystischeren Eindruck verleiht.
Es gibt ca. 24 verschiedene, sogenannte Trails. Getaucht wird (nur mit Guide versteht sich) durch alte Tunnel, Höhlen, man sieht altes Werkzeug, Schilder, Treppen, Schriften an den Wänden, verfallene Hütten, Wägelchen (bekannt aus Indiana Jones oder der Schuh des Manitu), sogar den dazugehörigen Zug. Manchmal wurden wir aufgefordert die Lampen auszumachen. Sobald sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, eröffnen sich einem spektakuläre Blicke. Der sogenannte „Redwood Forest“, in der Dunkelheit auftauchende, riesige Steinpfeiler, einer neben dem anderen. Die Stimmung ist einzigartig und mit nichts zu vergleichen...
Aber jetzt genug der Worte: hier ein paar Bilder... und ein Video...
PS: Als wir heraus aus der Tiefe wieder ins Sonnenlicht treten, hat sich doch tatsächlich so ein Schmierfink erlaubt „wash me“ auf unser Auto zu schreiben!