Sprachliche Feinheiten

Wie manche von euch vielleicht schon wissen, sind das „S“ und „F“-Wort hier ziemlich verpönt. Ich habe ja bereits erzählt, dass böse Worte im Radio einfach ausgeblendet werden. Meistens nicht mal mit dem bekannten ‚Piep‘, sondern einfach nur auf stumm gemacht. Im Fernsehen wird ebenfalls mit dieser ‚Aussetzer‘ Methode gearbeitet, oder aber auch gleich eine andere Tonspur verwendet, in der wiederum etwas harmlosere Worten Verwendung finden.

swearIch bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob ich es schon mal erzählt habe, wenn ja, sorry, wenn nicht, dann wird dies sicher zu eurer Erheiterung beitragen. Für mich jedenfalls haben die Amis damit bezüglich ihrer Prüderie den Vogel abgeschossen. Eines schönen Abends kuckten Bruno und ich den literarisch absolut wertvollen Film „ Final Destination“ an. Als dann die Szene kam, mit den zwei Mädels im Solarium, hmm, Bruno und ich haben uns angekuckt und beide gleichzeitig gemeint „in der deutschen Version sind die aber oben ohne“. Tja, in der amerikanischen nicht. Wahrscheinlich haben die Amis aber Recht. Ein paar nackte Brüste sind sicher viel verstörender, als metzelnde Zombies, von Kugeln durchsiebte Körper, blutige Schlägereien und abgetrennte Köpfe.

Aber zurück zum Thema. Es macht absolut keinen guten Eindruck, wenn einem ein Schimpfwort mal versehentlich rausrutscht. Fluchen in der Öffentlichkeit ist ein absolutes no-go. Und auch in der Firma und im privaten Umfeld muss man genau wissen, ob der- oder diejenige es verkraften kann wenn man ihm oder ihr unflätige Worte um die Ohren knallt. Man handelt sich unter Umständen schneller einen ‚in welchem Stradtteil bist du denn aufgewachsen‘ Blick ein als einem lieb ist.

Für gewöhnlich findet man es aber recht schnell heraus bei wem und mit wem man etwas ‚freizügiger‘ reden kann.
Eine gängige Methode, um dem ganzen etwas den Schrecken zu nehmen, ist auch den Satz „Excuse my French“ voranzusetzen, bevor man mit bösen Worten loslegt. Also wenn es wirklich gar nicht anders geht. So nach dem Motto "Excuse my French!
= Forgive me my strong language!"

Ich hab gerade mal in Wiki nachgeschlagen woher dieses Französisch Ding eigentlich kommt:

“A coy phrase used when someone who has used a swear-word attempts to pass it off as French. The coyness comes from the fact the both the speaker and listener are of course both well aware the swear-word is indeed English.

The source of the phrase is earlier and derives from a literal usage of the exclamation. In the 19th century, when English people used French expressions in conversation they often apologized for it - presumably because many of their listeners (then as now) wouldn't be familiar with the language.“

Tja, eines schönen Tages dann, flatterte ein ein Email eines Kollegen in meine Inbox, mit einer Anleitung zum Schönreden. Jetzt muss ich erstmal betonen, dass das nicht für mich persönlich bestimmt war. Ich fluche zwar gerne und oft, aber ich weiss (meistens) wann ich gewisse Worte benutzen kann und wann nicht und vor allem mit und bei wem.
Nein, der eigentlich Grund dafür waren unzählige Telefonkonferenzen mit einem Kunden, dem die guten Manieren etwas abhanden gekommen waren. Es wurde nicht wirklich geflucht, aber man konnte es auch nicht mehr ‚normal miteinander reden‘ nennen. Wir hatten zwar ein paar Dinge verbockt, aber nicht in dem Maße, der diesen Ton gerechtfertigt hätte.

Tja, beim Durchlesen hab ich mir erst mal einen abgelacht!

Instead of...                                                          Try saying...

You don’t know what the f___ you’re doing.

I think you could use more training.

She’s a ball-buster.

She’s an aggressive go-getter.

When the f___ do you expect me to do this?

Perhaps I can work late.

No f___ing way.

I feel certain that isn’t feasible.

You’ve got to be sh____ng me!

Really?

Tell someone who gives a sh__.

Perhaps you should check with…

It’s not my f___ing problem.

I wasn’t involved in that project.

What the f___?

That’s interesting.

This sh__ won’t work.

I m not sure this can be implemented.

Why the f___ didn’t you tell me sooner?

I’ll try to schedule that.

He’s got his head up his a__.

He’s not familiar with the issues.

Eat sh__ and die.

Excuse me, Sir?

Kiss my a__!

So you weren’t happy with it?

F___ it, I’m on salary.

I’m a bit overloaded at the moment.

Shove it up you’re a__.

I don’t think you understand.

This job sucks.

I love a challenge.

Who the hell died and made you boss?

You want me to take care of that?

Besonders die zwei Sätze “That’s interesting“ und „I’l l try to schedule that“ wurden in darauffolgenden Telefonkonferenzen doch recht häufig benutzt. ;-)

Vielleicht findet es auch bei euch mal Anwendung. Wer weiss...

Feiertage und andere Annehmlichkeiten

Ja, wie ist das eigentlich so mit den Feiertagen hier? Die Antwort: anders als in Deutschland. Ist es besser? Schlechter? Alles in allem würde ich sagen, sogar ein bisschen besser.

In Deutschland wird ja bekanntlich viel gejammert, dass wir zu viele Feiertage hätten, und dies der Wirtschaft und der Produktivität schade. Wer sich darüber beklagt, ist auch klar. Denn welcher normale, arbeitende Mensch würde sich schon über Feiertage beschweren? Genau, keiner!

feiertagAlso, zählen wir doch mal die Feiertage für Baden-Württemberg, welches neben Bayern (die haben noch einen mehr) in Deutschland die meisten hat:
Neujahr, Heilige Drei Könige, Karfreitag, Ostermontag, 1. Mai, Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, Fronleichnam , Tag der Deutschen Einheit, Allerheiligen, 1. Weihnachtsfeiertag, 2. Weihnachtsfeiertag. Irgendwelche vergessen? Also 12 Stück an der Zahl. Nicht schlecht!

Wie sieht es jetzt in den USA mit Feiertagen, oder den sogenannten „Holidays“ aus? Nicht unbedingt schlechter. Es gibt sogenannte Federal Holidays, die üblicherweise landesweit gültig sind oder auch State Holidays, die ein bisschen von Bundesstaat zu Bundestaat variieren. Ein Unterschied zu Deutschland ist, dass Firmen hier auch mitbestimmen können, ob sie ihren Mitarbeitern einen bestimmten Holiday anbieten oder nicht. Deshalb unterscheidet sich die Anzahl der Feiertage oftmals von Firma zu Firma und von Staat zu Staat.

Der gängige Durchschnitt sind 10 Holidays. Wir hätten da:
New Year’s Day (Neujahr), Good Friday (Karfreitag), Memorial Day (letzter Montag im Mai, Kriegsveteranentag), Independence Day (4. Juli, Nationalfeiertag), Labor Day (erster Montag im September, Tag der Arbeit), Thanksgiving (letzter Donnerstag und Freitag im November), Christmas Eve (24. Dezember), Christmas Day (25. Dezember) und New Year’s Eve (31. Dezember, Silvester). holiday

Unfair ist natürlich auch, dass Brunos Firma mal wieder grosszügiger ist als meine, und ihren Mitarbeitern zwei weitere Feiertage, nämlich den Martin Luther King Day (dritter Montag im Januar) und den President’s Day (dritter Montag im Februar) anbietet. Also komme ich auf 10 Feiertage, Bruno auf 12. Und jetzt will mir noch einer sagen, dass wir in Deutschland zu viele Feiertage hätten und zu wenig arbeiten. Ha!

Eine Sache die hier anders ist: nicht alle Feiertage sind an ein bestimmtes Datum gebunden. Wie zum Beispiel der Memorial Day, der einfach am letzten Montag im Mai stattfindet, oder Thanksgiving, das auf den letzten Donnerstag im November fällt.

Der alles entscheidende, meiner Meinung nach elementarste Unterschied hier aber ist folgender: Fällt einer der 'datums-gebundenen' Feiertage auf einen Samstag oder Sonntag (4. Juli zum Beispiel oder Neujahr), dann wird dieser entweder am Freitag ‚vor-geholt‘ oder am Montag ‚nach-geholt‘. D.h. Mann oder Frau bekommt auf jeden Fall garantierte 10 bzw. 12 Feiertage pro Jahr. Die Wirtschaft kann es relaxt sehen, wenn alle Feiertage unter der Woche sind und wir brauchen uns nicht mehr darüber aufregen, wenn mal wieder einer aufs Wochenende fällt. Fix, planbar, praktisch!

Noch was, was uns von den USA unterscheidet. In Deutschland steht das Leben ja mehr oder weniger still and Feiertagen. Nicht so hier. Genügend Berufsgruppen müssen trotzdem arbeiten und ich rede jetzt nicht von Krankenschwestern oder Ärzten. Supermärkte und sämtliche andere Läden haben alle (fast) rund um die Uhr offen. Der einzige Tag im Jahr an dem Läden fast ausnahmslos dicht haben, ist der erste Weihnachtsfeiertag. Da wird es dann sogar mit Lebensmittel einkaufen schwierig. Ansonsten kann am im konsumverwöhnten Amerika wirklich fast 24/7 shoppen gehen.

Das nächste Mal dann mehr über Urlaub und Arbeitsbedingungen…

Messer und Gabel, auch Besteck genannt...

Woran erkennt man Deutsche in Amerika? Am Aussehen? Ne, nicht wirklich. Am deutschen Akzent? Hm, vielleicht. Die nehmen richtiges Geschirr mit zum BQQ? Ja, aber das ist nicht worauf ich hinaus will. Nein, die richtige Antwort ist: „Sie können mit Messer und Gabel essen. Gleichzeitig.“

Jetzt habt ihr sicher ein paar Fragezeichen im Gesicht. Jo, des kommt vor. Bei mir sogar öfters seit ich hier wohne.

besteckAlso, ich versuch’s euch zu erklären. Während wir schon im zarten Kindesalter lernen, dass man die Gabel in der linken und das Messer in der rechten Hand hält, und auch beide gleichzeitig benutzen kann, was konkret bedeutet, dass zum Beispiel die Gabel das Steak festhält, während man mit dem Messer ein mundgerechtes Stück abschneidet und sich dann dieses Fleischstück mit der Gabel in der linken Hand Richtung Mund und eben in diesen hineinführt, sieht das beim Amerikaner ein klitzekleinwenig anders aus.

Es gibt prinzipiel zwei Strategien und ich hab beide schon mehrfach beobachtet. Es ist immer wieder zum kieken.


Strategie Nummer 1:

Auch „ich-jongliere-mein-Besteck-kontinuierlich-in-der-Gegend-rum-Strategie“ genannt. Was folgendes bedeutet: Der Amerikaner startet ganz ‚normal‘ mit der Gabel in der linken und Messer in der rechten Hand. Let’s say wir haben einen Batzen Fleisch mit Gemüse und Pommes auf dem Teller. Der erste Happen Fleisch wird geschnitten. Dann geht das eigentliche Schauspiel los. Das Messer wird am Tellerrand abgelegt, die Gabel mit dem Essenbrocken dran von der linken in die rechte Hand verfrachtet, und die rechte Hand schiebt das Happahappa nun in den Mund.
Die Gabel wandert zurück in die linke Hand, das Meser wird mit der rechten Hand wieder aufgenommen und das Spektakel startet von vorne.

Ein ganz klarer Vorteil dieser Methode: man/frau isst (ein bisschen) langsamer.
Nachteil: unnötig viel Arbeit, die Gefahr von herunterfallendem Besteck beim Jonglieren, Essen das nicht auf der Gabel bleibt...


Strategie Nummer2:

Auch „ich-schnibbel-mir-erst-alles-klein-lass-es-dabei-kalt-werden-und-schling-es-dann-rein-Strategie“ genannt. Heisst im Klartext, der Amerikaner nimmt Messer und Gabel in die rechte bzw. linke Hand, schnibbelt alles was auf dem Teller ist in mundgerechte Stücke, legt das Messer zur Seite, wechselt die Gabel von der linken in die rechte Hand und fängt dann endlich mal an zu essen.

Vorteil dieser Methode: schlingen was das Zeug hält.
Nachteil: kaltes Essen, vielleicht? Naja, wirklich elegant sieht es halt auch nicht aus...


Natürlich gibt es auch Amerikaner die ganz ‚normal‘ (so wie wir) mit Messer und Gabel essen. Aber man sieht es nicht besonders oft. Die Mehrheit wendet entweder die eine oder die andere Methode an. Eine Begründung ist z.B. dass die linke Hand ja die ‚schwache‘ Hand sei (also bei den sogenannten ‚righties‘ = Rechtshändern). Frei nach dem Motto, wenn ich mit links nicht schreiben kann, dann kann ich auch nicht mit links essen.

Eine andere, etwas lustigere Erklärung geht auf den Wilden Westen zurück und besagt, dass früher beim Essen der Revolver immer mit der linken Hand auf dem Schoss oder auch gleich auf dem Tisch gehalten wurde. Was wiederum bedeuten würde, dass alle (Möchtegern-) Cowboys Linkshänder waren?

Ich maße mir bestimmt nicht an, hier von schlechten Tischmanieren zu sprechen, nur weil man ein bisschen das Besteck zwischen den Händen hin und her transportiert. Jedoch ist der Anblick selbst nach knapp 3 Jahren in den USA immer noch ungewohnt ,dafür aber lustig anzusehen!